Als ich für fünf Minuten alleine war.

Ich genieße den Tag auf irgendeine Art und Weise tatsächlich. Vielleicht, weil ich mich trotz der Menschen um mich herum teilweise alleine fühle, als wäre das in diesen Zeiten ein gutes, erstrebenswertes Gefühl. Es bleibt wieder zu lange hell, weil wir diese Sache mit der Zeitumstellung immer noch nicht geregelt haben. Ich hasse es, mein Körper ist für solche Strapazen nicht ausgelegt. Immerhin wird mir dieser Tage ein späteres Aufstehen leichter verziehen als noch vor einem Jahrzehnt.
Ich schreibe diesen Satz und muss erst einmal nachdenken, was vor einem Jahrzehnt war. Ich könnte es nachschauen, alles ist dokumentiert, weil ich immer alles dokumentiere, als wäre dieses Leben ein besonders spannendes oder archivierenswertes. Ich weiß nur: Vor zehn Jahren ärgerte mich die Zeitumstellung vermutlich mehr, so wie mich alles mehr ärgerte.
Wenn ich mich selbst nicht aushalte, spaziere ich einmal durch den Garten, auf den kleinen Wegen, die nicht für Spaziergänge ausgelegt sind. Immerhin ist er groß genug, immerhin existiert er, immerhin habe ich gelernt, mich abzukühlen. Fünf Minuten, in denen die Mondsichel nur mir gehört.
Ich bin nicht alleine, ich bin nicht einsam, aber wenn ich es sein will, muss ich nur die Kapuze meines nach Lagerfeuer riechenden Pullis über meinen Kopf ziehen.