Als ich nicht träumte.

Alle haben merkwürdige Pandemie-Träume, nur ich habe seit zwei Monaten in keiner einzigen Nacht geträumt. Oder, und dass muss ich ja immer dazu sagen, ich habe mich seit zwei Monaten an keinen einzigen Traum erinnern. Wenn das nicht gesagt wird, kommt immer gleich jemand und sagt „Aber eigentlich träumst du, du kannst dich nur nicht erinnern!“, mit einem Ausdruck in der Stimme, als sei das eine großartige Neuigkeit für einen erwachsenen Menschen, der sich schon länger als fünf Minuten mit diesem Traum-Thema beschäftigt hat.
Vielleicht sollte ich mir einen merkwürdigen Pandemie-Traum erfinden, so wie ich andere Träume erfunden habe. Aber ich wüsste nicht einmal genau, wie das aussehen sollte, außerdem erfinde ich keine Alpträume, aus Prinzip nicht. Ich möchte wieder endlos mit einem Zug durch die Landschaft fahren und durchsichtigen Kaffee trinken. Ich weiß, dass ich das heute nicht mehr schaffe, aber es ist ein Ziel, das ich mir stecken kann, wie ein Fähnchen auf einer Landkarte, das große X auf dem Berg, den ich morgen, übermorgen, vielleicht irgendwann erklimmen werde.
Ich träume von Träumen, bis die Pfirsiche endlich reif sind.