Die Spinaternte

Als ich Suppe kochte.

Es ist den ganzen Tag über so kalt. Die Eisheilligen, heißt es. Ich lese den Wikipediaartikel, und der sagt, es gibt das Phänomen überhaupt nicht. Kalt ist es dennoch, sogar in der Sonne. Zur Feier dieses Umstandes koche ich mir eine Suppe, auf die ich seit langer Zeit Lust habe. Den Tiefkühlspinat, den ich mir am Freitag nicht gekauft habe, bringt mich fast zur Verzweiflung, bis ich bemerke, dass ich den ersten Spinat der Saison ernten und essen kann. Er kommt in meine Suppe und ich so glücklich darüber, dass ich mir beinahe wünsche, noch mehr davon gemacht zu haben.

Aus irgendeinem Grund fühlt sich alles besser an, möglicherweise liegt es tatsächlich an der Suppe, oder an den Sonnenstrahlen, die die Mittagsstunde beinahe auszuhalten machen, in den kurzen Hosen, die ich natürlich nicht ausziehen will, denn immerhin haben wir schon Mai. Eine Hummel krabbelt über den Betonboden und wirkt hilflos, als könne sie nicht fliegen. Ich frage mich, ob sie etwas hat, ob ich ihr Honig geben soll und ein Foto in den sozialen Netzwerken teilen soll von meiner Heldentat. Ich tue nichts dergleichen, denn sie ist gleich schon wieder aus meinem Blickfeld und damit meinem Kopf verschwunden.

Ich kann Spinat ernten und Suppe damit kochen – für den Moment reicht das.

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