Die Waldsamkeit

Als ich im Wald war.

Ich stehe an der Klippe und schaue auf den Querschnitt mehrere geologischer Schichten, aufgetürmt über Millionen von Jahren, ein paar Meter weiter sitzen drei Menschen auf einer Bank und unterhalten sich über Biersorten. Ich habe das leichte Gefühl, von meinem Weg abgekommen zu sein, aber ich habe schon davor gehört, dass er an manchen Stellen nicht sonderlich gut ausgeschildert sei und mache mir nicht zu viele Gedanken. Immerhin habe ich mein Telefon dabei, auf dem eine Karte ist, großartig verlaufen kann ich mich ohnehin nicht.

Im Wald fühle ich mich einsam, aber auf eine gute Art und Weise. Jedes Mal, wenn ich anderen Menschen begegne, grüße ich höflich und versuche, ihnen so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Eigentlich möchte ich noch einsamer oder alleiner sein, noch weiter weg von allem, ohne die Autobahn im Hintergrund, ohne lachende Kinder, ohne die Teenager-Gruppen, die mit einer wiederverwendbaren Einkaufstüte ins Naturschutzgebiet laufen.

Mein Kopf ist herrlich leer, oder gefüllt mit Waldökologie-Sachen und Sträuchernamen, an die ich mich jeweils nur halb erinnere. Es macht nichts, den Rest kann ich mir irgendwie zusammenreimen, oder mit meiner eigenen Mythologie über diese Orte füllen. Manche meiner Vermutungen werden von den Schautafeln bestätigt, andere nehme ich mir vor, genauer zu recherchieren.

Der alte Wald fühlt sich so ganz anders an wie die Stellen, an denen er nachgewachsen ist, an denen die Buchen noch nicht sehr dick sind und so viele Birken und lichte Flächen dazwischen stehen. Noch vor der ersten Weggabelung mache ich ein Foto, weil ich mir selbst nicht glaube, wie gut sich das anfühlt.

Am nächsten Abend werden mir die Haare geschnitten, und ich merke, wie es mich schon wieder zwickt.

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