Als ich mal wieder einen Traum erfand

Im Traum sitze ich in einer U-Bahn, aber ich kann nicht genau erkennen, in welcher Stadt ich unterwegs bin. Es ist nicht München, das Interieur ist modern und nicht holzvertäfelt. Natürlich isst niemand, so dass mir das auch kein Anhaltspunkt sein kann, denn alle tragen Gasmasken. Ich frage mich, warum das jetzt die neue Mode ist, oder ob ich wieder eine der vielen Änderungen der Maßnahmen verpasst hätte. Unter meiner Stoffmaske fühle ich mich merkwürdig nackt. Immerhin hat mich bis jetzt noch niemand nach einem Ticket behelligt, denke ich und beginne im nächsten Moment in kalten Schweiß auszubrechen, weil ich nicht weiß, ob ich ein Ticket habe und wenn ja, wo es wäre.
Leicht panisch versuche ich jede meiner Taschen abzuklopfen, ohne dass mir jemand – etwas ein*e verdeckte*r Ermittler*in anmerken könnte, dass ich gerade panisch nach meinem U-Bahn-Ticket suche, das ich vielleicht überhaupt nicht besitze. Ich beschließe, dass es besser ist, auszusteigen und ein neues Ticket zu kaufen als ohne erwischt zu werden und womöglich eine drakonische Strafe aufgehalst zu bekommen. Also drücke ich den Haltewunschknopf, so fest es geht. Ich habe das Gefühl, dass mich in diesem Moment alle Insass*innen der U-Bahn anstarren. Durch ihre Gasmasken ist das natürlich nicht sichtbar, aber es fühlt sich dennoch so an.
Die U-Bahn hält, abrupter als ich es gewohnt bin. Wir stehen in einem Hügel oder einem Berg, der Boden ist nicht gerade, es ist schwierig, auszusteigen. Ich schaffe es trotzdem, bevor die Türen mit Zischen und etwas Trockeneisnebel wieder schließen und mich sicherlich zermalmt hätten, wäre ich noch zwischen ihnen gestanden. Die Station, auf der ich jetzt stehe, ist mehr ein Eingang in die Kanalisation als eine wirkliche Station. Der Bahnsteig ist aus Europaletten zusammengebaut, überall liegen Pizzaschachteln herum. Verzweifelt suche ich einen Ticketautomaten in einem der runden Gänge, finde aber nur mehr Schachteln mit Fett- und Käseflecken.