Als ich meine Kleidung vergaß.

Ich dusche – im Traum – lange und heiß, wie ich es sonst nur am Wochenende tue. Als ich mich abtrockne, bemerke ich, dass ich keine neue Kleidung mitgenommen habe. Ich könnte mit dem Handtuch um meinen Körper geschlungen ein Stockwerk zu meinem Schlafzimmer gehen, aber mir wäre es unendlich peinlich, wenn mich jemand dabei sehen würde. Aus dem Regal, das in dem engen Badezimmer steht, ziehe ich einen weißen Ganzkörperanzug, wie ihn Menschen auf Demos tragen. Oder zum Ausmalen ihrer neuen Wohnungen. Vorsichtig verschließe ich den Reißverschluss und passe dabei auf, meine Genitalien nicht einzuquetschen.
Als ich das Badezimmer verlasse, ist da nicht die Küche, sondern ein gekachelter Gang, dessen Ende ich nicht sehe. Ich gehe ihn entlang, denn selbst wenn ich irgendwem begegnen sollte, bin ich mittlerweile ja irgendwie bekleidet. Ich habe mein nasses Handtuch und meine alte, verschwitzte Kleidung unter dem Arm und gehe mit meinen Fakebirkenstocksandalen über den weiß gekachelten Fußboden, der nicht zu enden scheint. Ich sehe auch nicht, wo das Licht herkommt, vielleicht leuchten die Kacheln von selbst oder sind phosphoreszierend. Als der Gang plötzlich um eine Ecke biegt, stehe ich vor einer Sackgasse.
An der Wand, kalt und ebenfalls gekachelt, hängt eine Bananenstaude. Ohne viel zu Überlegen hole reiße ich mir eine Banane runter, schäle sie und verspeise die Frucht. Von irgendwoher spielt Musik. Als ich mich umdrehe, um die Quelle ausfindig zu machen, sehe ich die Tür zur Küche. Ich öffne sie und sehe, dass ich meine Kleidung einfach auf dem Boden vergessen habe.
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