Als ich einen Raketenstart sah.

Ich sitze in der Gartenlaube und esse Toast mit Gurke und Avocado, auf die ich Salz streue und nenne es Mittagessen. Es ist ein Donnerstag, ich habe nicht viel Zeit, ich fühle mich gestresst. Auf meinem Handy sehe ich einem Raketenstart zu, immerhin weiß ich so, wohin ich schauen soll während des Essens, das ist auch ein Novum. Ich bin gerne alleine und doch fühle ich mich einsamer, als ich sein sollte. Ich sollte über meinen Schatten springen, aber ich will nicht. Noch nicht. Ich springe viel zu oft.
In der lauten Musik, die ich höre, schreit jemand. Ich könnte behaupten, es sei die Schallwerdung meines Gemütszustandes, aber das wäre gelogen. In mir schreit niemand, in mir regen sich nur ungefähr zehntausend verschiedene Gefühle, die alle in ein andere Richtung wollen. Die Härchen in meinem Ohr, die irgendetwas mit meinem Gehör zu tun haben, legen sich immerhin alle in die gleiche Richtung. Der Krach bildet einen Schutzraum, einen Kokon, in den ich schlüpfen kann, um noch lautere Gedanken zu denken.
Ich habe einen weiteren Rewatch-Zyklus hinter mir und kann mich kaum noch dran erinnern, wie ich vor zwei Wochen Fanfiction verschlungen und eine halbe Lebenskrise dadurch gebaut habe. Gegen die Stimmung, die damals in meinem Kopf herrschte, wirkt dies alles ruhig. Trotzdem erahne ich ein Kribbeln in meiner rechten Hand, als wäre sie wetterfühlig für Gedankengewitter.
Ein kleines aber sehr lautes Motorrad fährt an meinem Fenster vorbei und beendet die Stille und jeden klaren Gedanken. Ich tauche ab in die Ströme der Anderen.