Als ich die Mirabellen aß.

Das Wetter ist erstaunlich gut. Ich hatte das vorausgesagt, aber nur bei mir im Kopf, so dass es nicht zählt. Es ist warm, vor allem für September, und ich setze mich in die Sonne und lese ein wenig in meinem Buch, als hätte ich sonst keine Sorgen. Das stimmt nur bedingt, aber es fühlt sich doch schon ein wenig so an. Vielleicht ist das diese Freizeit, von der immer alle reden, und die ich auch nur bedingt ausnutze.
Als ich gestern durch den Wald gelaufen bin, sind mir so viele Dinge durch den Kopf gegangen, dass ich mich kaum auf den Weg konzentrieren konnte. Zum Glück kann ich ihn beinahe auswendig. Beinahe, denn an einer Abbiegung bin ich 200 Meter in die falsche Richtung gelaufen, bevor es mir aufgefallen ist. Natürlich türmen sich dort Arbeitsdinge, die ich jedoch einfach mal sein lasse, denn ich muss gerade ja nicht. Die anderen, düsteren Gedanken lasse ich unfertig zurück, wie ein angebissener Apfel werfe ich sie ins Gebüsch.
Als ich Pause mache, auf einer Picknickbank, die etwas unbeholfen steht, fällt mir ein, dass ich Mirabellen dabei habe, die mir eine Arbeitskollegin letzten Freitag geschenkt hat. Sie sind immer noch in meinem Rucksack. Sie sind kleiner, als ich mir das erwartet hätte, aber sie schmecken süß und ich bilde mir ein, dass sie mir Energie geben für den Rest des Weges, den ich noch vor mir habe.
Es gibt stets einen Weg vor mir. Ich sitze nur manchmal im Liegestuhl daneben.