Als ich mit den Gedanken woanders war.

Ich denke an die Stadt, an den viel zu lange zurücklegenden Sommer, in dem ich eine Woche dort verbrachte und mich so wohl und zu Hause fühlte. Ich muss daran denken, wie ich in der alten Donau geschwommen bin, das Wasser Badewannentemperatur und trotzdem auf eine merkwürdige Art und Weise erfrischend. Ich denke an den langen Abend am Kanal, mit Dosenbier und Wegfahren zu noch einer Party. An die langen Straßenbahnfahrten. An das Erwachsenwerden zwischen Häuserschluchten, die so tief nie waren. An die Wanderungen, immer der Nase nach, über den Asphalt, von Grätzel zu Grätzel.
Für einen Moment fühlt es sich so an, als werde das nie wieder so sein können.
Ich kann das nicht glauben. Es ist nicht einmal eine Willenssache: Es ist mir schlichtweg unmöglich. Ich brauche die Hoffnung, dass nach einem langen Winter, nach ständiger Dunkelheit, nach Pandemie und Terror wieder die Sonne scheinen wird. Ich klammere mich an diesen Gedanken, selbst wenn er der dünnste Strohhalm aller Strohhalme sein sollte. Es gibt im Moment nichts anderes.
Ich sehne mich nicht nach meinem Balkon, nicht nach einem jugendlichen Gefühl. Alles, was ich will, ist Linderung für diese Wunde, für alle die sie tragen müssen. Sie wird kommen. Es bleibt gar nichts anderes übrig.