Als ich den Schlafsack aufrollte.

Ich öffne Pandoras Büchse. Es befindet sich ein dicker Winterschlafsack daran, den man in den Bergen braucht oder bei Temperaturen nahe des Gefrierpunktes oder halt auf einem Festival. Er wurde oft benutzt, das spürt man irgendwie. Ich rolle ihn aus, so wie ich ihn schon zehntausendmal im Geiste auseinander- und wieder zusammengerollt habe. Dieses Mal liegt er wirklich vor mir, ich kann ihn tatsächlich anfassen und spüre, wie er sich anfühlt, wenn ich ihn ausrolle. Viel weicher als erwartet, viel zu weich, erstickend flauschig.
Ich versinke darin und grabe mich tiefer, ziehe die Reißverschlüsse zu, so dass ich nicht mehr raus sehe. Wie ein lächerlicher schlafsackfarbener Wurm sehe ich aus, aber es sieht micht ja niemand. Es kommt mir beinahe gemütlich vor, wenn nicht ständig die echten Daunenfedern pieksen würden, wie tausend kleine stechende Nadeln.
Der Schnee fällt den ganzen Tag, aber im Innenhof bleibt er nicht liegen. Eine scharfe Kälte liegt in der Luft, es stehen ungemütliche Tage an. Die Menschen auf der Straße sind lauter als sonst, daheim drehen sie ihre Heizungen auf, die Straße riecht nachts, wenn niemand mehr vor die Tür darf, nach Hausbrand.
Ich lese die Nachrichten alle durch, so weit wie ich es ertrage. Dann schließe ich das Dokument und gleich danach kribbelt es mir wieder in den Fingern, es wieder zu öffnen und weiterzulesen. Ich tue es nicht gleich, aber ich kann auch nicht aufhören. Ich suche nach Stichwörtern, Namen, Daten, rekonstruiere die Ereignisse. Ich bin erstaunt, wie oft Pizzaessen erwähnt wird, welche Serien geschaut werden, wie wenig tief manche Gespräche gehen. Und wie oft die Stimmung schlecht ist, bevor überhaupt jemand etwas geschrieben hat. Ich ertrage es nicht und dennoch möchte ich mehr davon lesen, es in mir aufsaugen.
Am Ende des Tages rolle ich den Schlafsack wieder zusammen.