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Die Impfung (II)

Als ich die zweite Dosis erhielt.

Ich spüre noch viel weniger als beim ersten Mal, vielleicht weil ich diesmal nicht abgelenkt werde, sondern einfach konsequent woanders hinschau und mich darauf konzentriere, nichts zu spüren. Es geht noch schneller als vor einigen Wochen, ich kann das Pflaster nicht abwehren, dass wenig später an meinen Armhaaren klebt und alles macht, aber nicht das, was es soll. Der Muskelkater ist auch schon wieder da, ich mache mich auf einen Tag im Halbdelirum gefasst. Vielleicht wird doch noch alles viel besser, als ich es mir vorgestellt habe.

Das Nichtaufkommen

Als ich einen Film schaute.

Ich komme wieder kaum auf und verstehe nicht, woran es liegt, aber ich nehme es einfach hin. Wie die mysteriösen Insektenstiche, die mich vor einer Woche heimsuchten. Ich setze mich mit meinem Kaffee ins Bett und schaue einen Film, sehr professionell, denn manchmal ist genau das mein Beruf. Ich muss die ganze Zeit hinschauen und kann nicht auf meinem Handy herumspielen, so wie es sonst so oft mache. Die merkwürdigste Form der Aufmerksamkeit.

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Die Auswahl an Pflanzenmilch

Als ich so müde war.

Ich bin den ganzen Tag über so müde, und ich verstehe überhaupt nicht, woher das kommt, war ich doch ausnahmsweise einmal relativ früh im Bett. Vielleicht habe ich zu lange geschlafen, vielleicht habe ich den falschen Podcast gehört, als ich versucht habe, noch etwas zu schlummern. Möglicherweise ist es auch nur das Wetter. Es passiert nicht viel, ich rege mich etwas auf, beruhige mich wieder, bin genervt, mache mir einen Nachmittagskaffee, bin unzufrieden über die Auswahl an Pflanzenmilch in meinem Kühlschrank, wundere mich über die ausbleibende Hitze, sehne trotzdem ein Gewitter herbei, das nicht kommt und frage mich, ob ich je wieder zur Ruhe kommen werde.

Die Sommervorfreude

Als ich viele Gefühle hatte.

Der Morgen ist merkwürdig, so kurz und anstrengend und voller Zweifel. Der Nachmittag beginnt gut und wird ständig besser, so dass ich am Abend gar nicht mehr weiß wohin mit meiner Freude und all den Gefühlen darüber. Als ich mein Zimmer erneut betrete, erwarte ich einen bestimmten Geruch, der jedoch nicht vorhanden ist. Auf einmal freue ich mich auf den Sommer.

Das Schnurren

Als ich müde war.

Ich werde irgendwann am späten Nachmittag so müde, dass ich kurz das Gefühl habe, ich könnte jeden Moment einschlafen und erst am nächsten Morgen wieder aufwachen. Ich liege im Bett, im Hintergrund läuft ein Video, dem ich nur noch schwer folgen kann. Bis es vorbei ist und ich aufstehe, so als wäre nichts gewesen. Ich verstehe diese kurzen Müdigkeitsanfälle nicht, aber manchmal sorgen sie für die schönsten Träume in öffentlichen Verkehrsmitteln.

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Die magische unsichtbare Trennwand

Als ich nicht im Bett arbeitete.

Ich versuche, im Bett zu arbeiten, eine ganze Viertelstunde lang. Dann merke ich, dass es nicht gemütlich ist und dass ich zumindest meine Schlaf- gerne von meiner Arbeitsstätte trennen würde, und wenn es nur ein halber Meter ist, der zwischen Bett und Schreibtischsessel ist. Diese magische unsichtbare Trennwand kann ich mir nicht selbst nehmen. Am Schreibtisch fühle ich mich produktiver, meine Finger fliegen nur so über die Tasten, ohne dass ich am Ende das befriedigende Gefühl habe, eine Bleiwüste angelegt zu haben.

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