Als ich über einen eher schrecklichen Vampirfilm schrieb

Im Zuge meiner Recherchen zu meiner Monsterhearts-Kampagne wollte ich möglichst noch den einen oder anderen (Teenie-) Vampir- oder Werwolf- oder irgendwie-übernatürlich-Film sehen. Naiv wie ich bin, gebe ich bei Netflix „Vampir“ ein und finde neben einer französischen Teenievampirserie auch diesen deutschen Vampirfilm namens „Wir sind die Nacht“. Ich habe noch nie davon gehört, aber ehrlicherweise habe ich 2010 auch nicht so gut aufgepasst. Der Film ist nur noch bis zum Ende des Monats auf Netflix – Grund genug, ihn wirklich zu sehen (Außerdem kann ich Filme auf Letterboxd eintragen, das mache ich zu selten und das motiviert mich).
Die Prämisse ist schnell erklärt: Lena (Karoline Herfurth) ist Kleinkriminelle in Berlin, ständig auf der Flucht vor der Polizei und ihrem eher ungemütlichen Elternhaus und wird in einem Club von Louise (Nina Hoss) gebissen, woraufhin sie selbst zur Vampirin wird.
Es gibt übrigens keine männlichen Vampire mehr, weil die zu auffällig waren und die Vampirinnen die wenigen, die übrig geblieben sind, umgebracht haben. Zu Louises Entourage gehören auch noch die ehemalige Stummfilmschauspielerin Charlotte (Jennifer Ulrich) und der (Zitat Wikipedia) „etwas abgedrehten“ Nora (Anna Fischer). Ich hätte geschrieben „die großartige“, denn Nora ist die Art von Vampirin, die ich sehen will: Ex-Raverin mit bunten Haaren und Plüschmantel, die völlig unironisch „Ich konnte den ganzen Tag nicht schlafen“ sagt. Als Initationsritual muss Lena einen Zuhälter töten. Heißt das, es gibt jetzt lesbische, feministische Vampirinnenaction in den Clubs von Berlin? Ich war halbwegs optimistisch.
Doch dann kam es, wie es kommen musste: Für Lena haben die Drehbuchautor*innen eine heterosexuelle Liebesgeschichte mit einem Polizisten vorgesehen. Jener Polizist nämlich, der sie am Anfang des Filmes verfolgt hat, was für eine arme, Ex-Kleinkriminelle ja besonders realistisch ist. Es geht dann zwar actionreich, aber nicht weniger enttäuschend weiter. Angesichts der Enstehungsgeschichte des Drehbuchs verstehe ich zwar, wie das alles passieren könnte, aber es ist dennoch sehr unbefriedigend, wie viel Potenzial hier vergeudet wurde.
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