2022 im Rückblick

Als ich zurück auf das Jahr Zweitausendzweiundzwanzig blickte

Himmel mit vielen wolken, ganz schwach ist ein Regenbogen zu erkennen.
Ein Regenbogen zu Beginn des Jahres.

2022 verging erstaunlich schnell, und ich hatte zunehmend das Gefühl, in einer Art Parallelwelt zu leben. Für viele Menschen war die Pandemie wohl einfach vorbei, und auch Politiker*innen redeten mehr und mehr von „nach der Pandemie“, obwohl die eigentlich immer noch läuft. Ein Großteil der Gesellschaft ignoriert sie nur. Ich hatte großes Glück und/oder sehr gute FFP2-Masken, sodass ich verschont blieb. Vermutlich lag das aber auch daran, dass ich Veranstaltungen in geschlossenen Räumen meistens meidete oder versuchte, eine Maske zu tragen, wenn es nur ging.

Ich habe werde mich in diesem Rückblick auf Dinge beschränken, die sich halbwegs leicht zusammenfassen lassen, dennoch wird das hier eher lang werden. Hoffentlich finde ich das dann in ein paar Jahren interessant genug.

Arbeit

Für die woxx schrieb ich 2022 ganze 120 Artikel, also im Durchschnitt zehn im Monat. Das sind nicht alles große Zweiseiter, sondern auch kleinere Newsbeiträge oder Meinungsartikel, die nicht so lang sind. Der Monat mit dem zahlenmäßig größten Output war der März (13), am wenigsten schrieb ich im August (fünf). Am meisten gelesen wurden fast gleichauf Illegale Zebrastreifen: Keine Einsicht und Windenergie: Nicht erpressbar, aber hackbar. Oft gelesen wurde auch Digitalisierung: Blöde Blöcke – ein Artikel, der mir sicherlich am Herzen lag. Mein Essay über Gregg Arakis „Teenage Apocalypse“ hat noch nicht so viele Klicks, was ich mir jedoch wünschen würde. Möglicherweise fehlen bei den Zahlen einige Beiträge (wie etwa Kulturtipp-Sammlungen, an denen mehrere Autor*innen schrieben), zu denen ich kleinere Teile beigetragen habe.

Insgesamt war es eher ein schwieriges Jahr, weil ich das Gefühl hatte, ständig den Nachrichten hinterherzulaufen und nicht so oft eigene Themen setzen zu können. Hoffentlich wird das 2023 wieder etwas anders.

Mein Nebenjob als Sexpodcaster hab ich ebenfalls weitgeführt und am Ende des Jahres haben wir mit Méi wéi Sex den RTL Podcastaward gewonnen. Das ist grundsätzlich schön, auch wenn der Preis ziemlich intransparent gestaltet war. Durch unsere Reaktion wurde auch eine kleine Debatte über die Finanzierung (semi-) öffentlich-rechtlicher Medien ausgelöst. Da es aber vor allem als „die kleinen Podcaster*innen sind neidisch auf die Millionen, die RTL kriegt“ geframed wurde, ist die wichtigste Diskussion – wer sollte eigentlich den Auftrag haben, sexuelle Bildung zu vermitteln? – mal wieder außen vor geblieben.

Foto einer Computertastatur.

Schreiben

Im vergangenen Jahr habe ich weniger für mich geschrieben, als mir lieb gewesen wäre. Ein Romanprojekt steht eigentlich vor der Fertigstellung, aber ich habe zu wenig Zeit und Kraft für‘s Redigieren. Immerhin haben mich die lieben Leute von Aner Welten dazu gebracht, eine Kurzgeschichte (Kanal 36) zu schreiben. Ende des Jahres gab es einen Minimalist TTRPG Jam, bei dem ich eigentlich mitmachen wollte. Es gibt eine Idee und ein bisher nicht sehr großes Dokument. Beides gefällt mir, also gibt es für 2023 ein Projekt für ein erstes eigenes Solo-TTRPG.

Rollenspielen

Ich habe endlich eine Gruppe zusammengestellt, mit der ich Monsterhearts 2 spielen kann. Viele Sessions haben wir noch nicht gespielt, was aber daran liegt, dass es nicht so einfach ist, Termine zu finden, zu denen alle können. Und dann auch noch nicht krank oder doch wieder verhindert sind. Es macht dennoch großen Spaß, und ich hoffe, im neuen Jahr mehr Monsterhearts spielen zu können.

Außerdem bin ich zu einer Gruppe gestoßen, die nach dem West Marches-Prinzip spielt. Das hat den Vorteil, dass die Sache mit der Terminfindung nicht ganz so schwierig ist. Da wir mit Worlds without Number ein OSR-Stil-System spielen, liegt der Fokus auch nicht unbedingt so sehr auf den Charaktern, was es noch einmal einfacher macht, mit unterschiedlichen Spieler*innen in ein Dungeon zu gehen.

Filme

Screenshot von Letterboxed mit vielen Filmen, die ich 2022 gesehen habe.

2022 war definitiv das Jahr, das mich wieder zum Filmeschauen gebracht hat. Oder überhaupt mal, denn das war ein Medium, dem ich lange Zeit viel zu wenig Beachtung geschenkt habe. 127 Filme habe ich gesehen, davon ein Großteil für mein „Ich sehe mir alle (Teenie) Vampir-Filme an, die ich kriegen kann“-Projekt, mit dem ich Monsterhearts vorbereitete. Von den 71 Filmen und Miniserien, die ich mir vorgenommen hatte, habe ich 65 gesehen. So richtig angefangen habe ich aber erst ab August.

Zu diesem „Hobby“ hat mich eine liebe Freundin gebracht, die mich öfters zu Filmabenden einlud und mir auch meinen ersten Gregg Araki-Film zeigte, woraufhin wir uns durch fast die gesamte Filmografie des Regisseurs schauten.

Ein neues Sofa und der erste eigene Fernseher meines Lebens haben außerdem dazu beigetragen, dass Filmschauen mir wieder mehr Spaß macht. Ich vermute aber mal, dass Letterboxd auch nicht unschuldigt ist: Die Gamification macht Freude und Lust, Listen zu erstellen und sie abzuarbeiten. Außerdem habe ich auf der Plattform immer wieder Filme gefunden, die ich sehen wollte, sah oder noch sehen will. Mein Profil findet sich unter diesem Link, falls mir wer dabei zusehen will, wie ich Filme anschaue.

Highlights: Die Araki-Filme, Heathers, Only Lovers Left Alive, A Girl Walks Home Alone at Night, Nope, Best in Show, Shin Godzilla und natürlich Rebuild of Evangelion.

Serien

Wie ich überhaupt noch Zeit für Serien hatte, weiß ich auch nicht so recht, aber ich habe dann doch einige gesehen. The Office und What We Do in the Shadows machten sehr viel Spaß, genauso wie Riverdale, das ich in Rekordzeit durchschaute. Die beiden neueren Star Wars-Serien Andor und Obi-Wan Kenobi haben mich unterhalten. Auch Rings of Power hat Spaß gemacht. Es ist schön, in diese bekannten Universen abtauchen und sich einige Tage lang intensiv mit ihnen zu beschäftigen zu können. Dennoch bleibt oft das Gefühl, das nach diesen sehr guten Vorspielen ein Hauptgang fehlt.

Grundsätzlich habe ich das Gefühl, die Serienwelt entwickelt sich wieder mehr in Richtung Miniserien, oder produziert zumindest kürzere Staffeln, was mich dann doch oft eher hungrig zurücklässt. Leider tracke ich meinen Serienkonsum nirgendwo, weswegen ich nicht genau weiß, was ich noch alles gesehen habe. First Kill, Heartstopper, Russian Doll, Grace and Frankie, Disenchantment – alle haben zum Großteil Spaß gemacht, aber dann doch keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Russian Doll und Grace and Frankie vielleicht noch am ehesten, weil sie auf die wirklich guten vorherigen Staffeln aufbauen konnten.

„Reality TV“ à la Blown Away, How To Build a Sex Room und The Big Flower Fight macht ziemlichen Spaß. Ich hätte nicht gedacht, dass mir eine Sendung über Glasbläserei wirklich gefallen würde, aber es ist tatsächlich eins der besseren Formate in dem Genre. Wenn die Episoden alle zehn Minuten kürzer wären, wäre es perfekt.

Musik

Screenshot von last.fm mit kleinen Fotos von Warpaint, Lucas Pope, Thundercat, Perfume Genius und Nine Inch Nails.

Der böse grüne Musikstreamingdienst ist jedes Jahr zu früh mit seinem Jahresrückblick. Gefühlt kommt der bereits vor dem Weihnachtssortiment in den Supermärkten, aber das stimmt natürlich nicht. Ich verlasse mich daher auf last.fm. Das sagt, meine Top-Artists der letzten 365 Tage waren Warpaint, Lucas Pope, Thundercat, Perfume Genius und Nine Inch Nails. Pope hat den Soundtrack zu seinem großartigen Spiel Return of the Obra Dinn geschrieben, Thundercat habe ich dieses Jahr sogar live gesehen. Das neue Warpaint-Album ist großartig. Ein vielgehörtes Album war 2022 auch das fantastische Mother Earth‘s Plantasia. Meine Zimmerpflanzen wußten es hoffentlich zu schätzen. Viel mehr weiß ich zu Musik nicht zu schreiben, sie war 2022 trotz einiger Konzerte oft sehr im Hintergrund, dünkt es mir.

Computerspielen

Screenshot von Steam, auf dem zu sehen ist, dass ich 30 Prozent meiner Zeit mit Jurassic World Evolution verbracht habe, 26 Spiele, davon 14 neue gespielt habe, 29 Prozent meiner Spielzeit mit Factorio verbrachte, 191 Achievements ungelockt habe, 8 Prozent der Zeit mit Islanders verbrachte und 89 Prozent mit Keyboard und Maus spielte.

Der große blaue Computerspieldienst macht mittlerweile auch einen personalisierten Jahresrückblick, weswegen ich weiß, dass ich dieses Jahr gut ein Drittel meiner Spielezeit mit Jurassic World Evolution verbracht habe – eigentlich kein so gutes Spiel, aber es hat Dinosaurier und macht Spaß. Ich fürchte, dass die viele Zeit vor allem deswegen drauf ging, weil es nicht besonders schnell ist. In meinem Urlaub im August fiel ich in ein Factorio-Loch und baute meine erste Megafactory.

Das restliche Drittel verbrachte ich mit tatsächlich guten Spielen, von denen ich einige reviewt habe: Citizen Sleeper, Inscryption, The Wandering Village, A Day of Maintenance, Backbone, Abriss, Assemble with Care, Silicon Dreams, Islanders und das bereits erwähnte Return of the Obra Dinn.

Nicht alles, was ich spielte, war auf Steam (zum Glück!). Das (hoffentlich) jährliche Queer Games Bundle auf itch.io brachte wieder einige Perlen auf meinen Schirm, zum Beispiel Ten Tales from the Records of The Adamant Gambit, das unglaublich gut ist. A Day of Maintenance gehört übrigens auch dazu. Den Weinbau-Simulator Hundred Days gab es irgendwann bei Epic umsonst. Das Konzept hätte eher als mobile Game gepasst, machte aber trotzdem einige Wochen lang Spaß.

Reisen

Mit dem lieben, um unsere Liebsten erweiterten, Arbeitsteam an der belgischen Küste gewesen. Nach viel zu vielen Jahren Pause endlich wieder am Radiocamp am Bodensee einige sehr schöne Tage verbracht. Und ein paar Mal war ich auch schwimmen.

Foto vom Bodensee. Das Wasser ist sehr blau, der Himmel auch. Am Horizont ist ein kleines Segelboot zu sehen.

Ansonsten

Weniger Hoffnung gehabt, mehr eingeigelt. Viele alte Freund*innen wiedergesehen, einige neue Freund*innenschaften geschlossen. Gut gegessen, wieder mehr gekocht. Meine vegetarische Lasagne perfektioniert (ein Hoch auf Erbsenprotein-Hackvleisch!). Oft, aber dennoch nicht genug Bubble Tea getrunken. Weniger gewandert als erhofft. Vor allem in dem letzten Viertel des Jahres sehr gestresst gefühlt. Viel gebadet und dabei Podcasts gehört. Jeden Morgen sehr viele Wordles und ähnliche Rätsel gemacht und dann schlagartig damit aufgehört.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *