Als ich nach viel zu langer Zeit endlich einmal wieder viele Füllwörter …

Auf US-Englisch würden die Leute jetzt sagen „It‘s been a minute“. Ich hingegen schreibe nichts darüber, ihr könnt euch das denken oder einfach euch freuen, dass es endlich wieder knusprige, frisch frittierte Hyperlinks zum Anklicken gibt. Ich habe zum Beispiel in letzter Zeit geschrieben über Verkehrssicherheit, eine Umgehungsstraße, die jetzt ein Tunnel wird, den anhaltenden Wasserstoff-Hype, die nicht-sehr-nachhaltige Strategie des Luxemburger Pensionsfonds und das wunderbare Spiel Norco. Jetzt aber zu all den anderen Links, die ich so gesammelt habe!
„Künstliche“ „Intelligenz“
Der Megatrend der letzten Monate war sicherlich das Thema AI. Oder halt das, was als AI verkauft wird und mittlerweile darunter verstanden wird, nämlich Generatoren für Text und Bilder. Eine gute und sehr kritische Einführung in das Thema, die später auch ziemlich philosophisch wird, bietet die Folge Bots like ChatGPT aren‘t sentient. Why do we insist on making them seem like they are? der kanadischen Technikradiosendung Spark, die ich immer wieder gerne höre.
Aber auch Chatbots funktionieren nicht immer so, wie sie sollen, also werden sie durch Menschen ersetzt: „Meanwhile, Brenda’s corporate clients were satisfied knowing they had not replaced their phone lines with a customer-service bot. What they were using, instead, was cutting-edge AI backed by PhDs in literature.“ Manchmal ist die AI, die vorgibt, ein Mensch zu sein, doch ein Mensch: Becoming a chatbot: my life as a real estate AI’s human backup.
Lensa AI macht aus mir eine „Wichsvorlage“, siehe dazu auch diesen Thread von Berit Glanz. Ich erinnere an dieser Stelle nochmal an diesen Artikel, der unter anderem die Trainingsdaten vieler Text-to-Image-KIs unter die Lupe nimmt. Spoiler: Es ist viel Porn drunter. Die ganzen „Ich habe ChatGPT um x gebeten, hier ist was rausgekommen ist“-Texte sind zwar auch schon wieder sehr alt, aber dieses hier fand ich spannend: I asked Chat GPT to write a song in the style of Nick Cave and this is what it produced. What do you think? Nick Cave ist nicht so begeistert.
Und wenn wir schon beim Stichwort „nicht begeistert“ sind: Sind Bild-Generatoren böse?, fragte sich längst nicht nur Heise. Is A.I. Art Stealing from Artists? hieß beim New Yorker. Mittlerweile gibt es auch schon den Versuch eines Gegengiftes namens Glaze. Der Artikel im New Yorker endet mit den Worten, dass viele der generierten Bilder „this general sugary, candy look“ hätten, was mich wiederrum an den Essay Es schimmert, es glüht, es funkelt – Zur Ästhetik der KI-Bilder, das auf 54books erscheinen ist, erinnert hat. So hat dieses „Tabs herumfermentieren lassen“ doch sein Gutes.
Auch der sehr kreative Umgang mit Bild-Generatoren ließ viel Kritik aufkommen. Zum Beispiel, als jemand Stills aus fake Filmen erstellen ließ: A Director Posted AI-Generated Stills From A Fake ’80s Sci-Fi Horror Movie And People Are Pissed. Die Stills lassen sich auf Imgur ansehen. Mir persönlich wird das nach einer Zeit immer zu viel und ein wenig zu beliebig. Leider lassen auch Leute mit Textgeneratoren Bücher schreiben. Das führt zu Problemen, weil zum Beispiel Verlage mit der Flut an eingesandten Texten nicht mehr zurecht kommen oder das große böse A überfüllt ist.
Korean Illustrator Kim Jung Gi’s ‘Resurrection’ via AI Image Generator Is Orientalism in New Clothing schrieb das Art Magazine im Dezember. Ich finde es gut, dass die Bias-Aspekte hier offen angesprochen werden, denn ich hatte das Gefühl, zeitweise ging es doch sehr viel um Copyrightaspekte. Die sind sicherlich nicht unwichtig, sind bei dem, was nach dem Hype von AI übrig bleiben wird, vermutlich aber eher nebensächlich. Zu dem Thema (was bleiben wird und was wichtig ist) empfehle ich auch die Folge Why We Must Resist AI von dem Podcast „Why Tech won‘t save us“. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch Sarah Myers West in diesem Interview, das treffenderweise „The Mimic“ genannt wurde. Es gibt dann auch Stimmen wie jene von David Golumbia, die radikaler sind und sagen ChatGPT Should Not Exist.
infiniteconversation.com „is an AI generated, never-ending discussion between Werner Herzog and Slavoj Žižek. Everything you hear is fully generated by a machine. The opinions and beliefs expressed do not represent anyone. They are the hallucinations of a slab of silicon.“ Das find ich sehr lustig, aber es macht auch zu keinem Moment so, als wäre es echt oder hätte irgendetwas mit der Wahrheit zu tun.
Dieser Webcomic klingt sehr nach AI-Training. Vermutlich war etwas ganz anderes gemeint, aber schaut‘s ihn euch an. Und zu guter Letzt: aicyclopedia sammelt alle möglichen „AI“-Tools.
Medien
It‘s a Festivus Debunking! Über das berühmte Standfort-Cancel-Culture-Dokument, das in Wirklichkeit ein Style Guide für die IT war. Gefunden via diesen Newsletterblog.
Leitmedien berichteten weder durchgehend einheitlich noch regierungsfreundlich – wer hätte das denn ahnen können? Schon lustig, wenn hochtrabende Philosophen eine Studie in Auftrag geben, die dann auch noch ihrer gefühlten Wahrheit widerspricht.
So organisieren sich die Klima-Aktivist:innen der Letzten Generation. Schöne Reportage über Klimaaktivismus in Wien. Anderswo wurde auch demonstriert, nämlich in der Matschwüste rund um den Tagebau: Matsch, Mönch, Medien – Über die Memefizierung Lützeraths. Guter Artikel auf 54books – und für mich den Vorteil, nicht alle dreitausend Memes raussuchen zu müssen.
Ö1 – vorbei. Jana Wiese verlässt den öffentlich-rechtlichen Sender Ö1 wegen schrecklicher Arbeitsbedingungen und erklärt, was genau sie stört.
Stranger Kings, Dice, and Authority From Beyond – über die merkwürdige Magie der Würfel in Rollenspielen. Um kurz bei Spielen zu bleiben: How “Battle Royale” Took Over Video Games erzählt die Geschichte von eben diesen Spielen, die aktuell so populär sind.
Razia bei RDL
Mitte Januar, und mindestens so lange sammele ich schon für diesen tollen Linkpost, kam es zu einer Razia beim freien Radio in Freiburg. Hier die wichtigsten Meldungen dazu: Nach der Razzia bei Radio Dreyeckland: „Diese Durchsuchung ist schlichtweg ein Skandal“, Angriff auf die Presse- und Rundfunkfreiheit – Durchsuchungen bei Radio Dreyeckland und Mitarbeitern, Presseschau von RDL zu der Affäre, Scharfe Kritik an Razzia bei Freiburger Radiosender, Link auf linksunten.indymedia: Polizeidurchsuchung bei Radiosender in Freiburg. Und die woxx hatte dann auch was zum Thema.
Die mysteriöse Welt der Technik
Modern Font Stacks ist ein Seite, die moderne Systemfonts zeigt, damit eins als Webdesigner*in keine Webfonts benutzen muss. Das ist sehr back-to-the-roots. Früher gab es nämlich keine Webfonts und als Designer*in einer Website musste eins darauf hoffen, dass alle die gleiche Schrift installiert hatten oder sich damit abfinden, dass halt alles in Arial oder Times New Roman angezeigt wird. Ich hatte sogar mal ein Plugin, das die Überschriften zu Bildern machte, die in einer hübschen Schreibmaschinenfont gesetzt waren.
Bei Twitter ist immer alles noch ganz schlimm, sagt die BBC und ich glaube es sofort. Musk hat wohl versucht, die Büropflanzen an seine Angestellten zu verkaufen, weil … die Service-Mitarbeiter*innen, die sie gegossen haben, entlassen wurden.
Autos werden immer größer, breiter und hässlicher. Das lässt sich auf dieser Vergleichswebsite jetzt auch interaktiv nachvollziehen, nachdem es bisher immer nur mäßig gute Infografiken gab. Und ja, liebe Mitluxemburger*innen, das Favicon sieht aus wie das CSV-Logo. Ich kann nichts dafür.
I don’t want to log in to your website. Alles gesagt. Leider werden das wieder nicht die richtigen Menschen lesen, dafür aber die Menschen mit der richtigen Meinung. Genauso verhält es sich mit diesem Text: The Only Civilised Way to Read Online, aber da habe ich noch mehr Hoffnung.
Tante schreibt über das Metaverse, das niemals sein wird. Ganz guter Text.
This is not a callout beschreibt ein Phänomen, das auf social media häufig vorkommt: Jemand beschwert sich über etwas, aber es ist nicht persönlich gemeint. Und Menschen nehmen es trotzdem persönlich. Dabei war es gar kein Callout.
Physikerin schrieb über 1.700 Wikipedia-Einträge über Wissenschafterinnen. DerStandard schreibt über sie: „Seit fünf Jahren holt die britische Forscherin Jess Wade bedeutsame Forscherinnen vor den Vorhang, indem sie sie in der Online-Enzyklopädie verewigt“ und ich denke mir nur, wie traurig das ist, dass das notwendig ist.
Über Crypto als Ästhetik und Identitätspolitik schreibt Jacob Birken in seinem Essay „Geld werden“ in der Pop Zeitschrift. Das mag jetzt ein bisschen alt wirken, angesichts der Tatsache, dass NFTs beinahe komplett von der kollektiven Bildfläche verschwunden sind, ist aber sehr interessant.
The Last Person Standing in the Floppy Disk Business ist einer dieser Tabs, die seit Ewigkeiten offen sind. Vermutlich, weil er immer weiter in die Mitte gewandert ist. Spannendes Interview auf jeden Fall. Wer hätte gedacht, dass noch so viele Leute Disketten brauchen? Mit den ganzen „Oh es gibt noch Faxe“-Witze geht unter, wie viele Maschinen noch mit Disketten funktioneren.
Wie eins eine iPhone-Batterie fachgerecht mit Apple-Zubehör ersetzen kann.
Wunderbares aus der Natur
Am Südpol gibt es rechteckige Eisberge, zumindest hat die NASA zwei gefunden: Two Rectangular Icebergs Spotted on NASA IceBridge Flight. Lohnt sich auf jeden Fall, die Bilder mal anzuschauen.
Es gibt mittlerweile „Gestein“ aus Plastik. Das Feld „menschengemachtes Gestein“ ist zwar schon etwas älter, das hier hat mich aber auch kurz erschrocken. Immerhin sollte es jetzt weniger Diskussionen über den Begriff des Anthropozäns geben.
Auch aus dem Meer, aber weniger putzig als Plastiksteine: Der Killeralgenteppich.
Die lustigen Links, wegen denen ihr eigentlich hier seid
A diagram to explain EU cross border rail passengers rights – and to push for political change. Easy!
genders.wtf sammelt lustige bis merkwürdige Geschlechteroptionen bei Formularen. Also Dinge wie „Men/Women/stainless steel“ nach dem Motto Ah, the three Genders!
Auf der Seite playphrase.me kann eins eine Phrase, einen Satz, ein paar Wörter eingeben, dann werden automatisch Filmszenen gespielt, in denen diese vorkommen. Ich hätte ja eigentlich lieber eine Liste und Skripte, aber so ist es auch sehr unterhaltsam. Eine wirkliche Anwendung habe ich noch nicht gefunden, aber Spaß macht es auch so.
Ein Generator für Cistercian Monk Numerals. Das ist ein Zahlensystem, bei dem die Zahlen von 1 bis 9999 mit nur einem Schriftzeichen geschrieben werden. Ihr könnt euch mit dem Generator eure Lieblingszahl generieren lassen. Oder eine finden, die wie ein Penis aussieht.
Noch nicht ausprobiert: Bei Adobe kann eins vor der Podcastaufnahme einen Mic Check machen. Vermutlich geht es vor allem darum, die Podcastaufnahmeprodukte von Adobe zu bewerben, aber vielleicht ist es ja trotzdem hilfreich. Da ich noch keinen Account und viel zu wenig Zeit habe, müsst ihr das aber selbst ausprobieren.
Die Biografie von Jean-Pierre Brisset, ein Mensch der davon überzeugt war, dass Menschen von Fröschen abstammen, ist sehr lesenswert.
The Original Star Wars Trilogy Adapted into a 14-Hour Radio Drama by NPR (1981-1996). Ich wußte nicht, dass es das gibt, aber man kann es auf Youtube anschauen. Oder anhören, eher. Nur für den Fall, dass jemand zwischen all den neuen Star Wars-Serien, die Disney auf seinem Plus-Dings raushaut, noch etwas Star Wars vermisst. Und wer noch nicht genug alte Schinken hat, der*die kann gleich auch J.R.R. Tolkien: Der Herr der Ringe – Fantasy-Hörspiel-Klassiker hören.
OSR: 1d100 Library Research Results. Für alle, die beim Rollenspielen manchmal eine Bibliothek brauchen.
Achtung! Achtung! Der Safety Sign Generator sollte absolut nicht für missbräuchliche Zwecke, wie etwa das Erstellen lustiger Hinweisschilder, verwendet werden.
Unter imagenerator.net verbirgt sich ein guter Image Generator. Besonders lobenswert: Für die lustigen Bildchen, die dabei rauskommen, wird auch gleich Alt-Text mitgeliefert.
Die Don‘t Delete Gallery zeigt Bilder, die von social media gelöscht wurden. Ich hab jetzt nur noch ca. 50 Tabs auf, von denen die meisten Spiele sind, die ich ausprobieren will. Vielleicht schaffe ich es ja irgendwann, eine überschaubare Anzahl offen zu haben.