_

Der 2020-Musikrückblick

Als ich auf ein Jahr Musikkonsum zurückblickte.

Ich habe mich dieses Jahr so auf mein erstes, richtiges Spotify Unwrapped gefreut, dass ich es überhaupt nicht gepostet habe. Das macht natürlich nichts, denn dafür gibt es ja diesen Blogpost, in dem ich meine Top 10 Alben und Songs präsentiere, obwohl ich mir selbst über die Regeln nicht ganz klar bin. Durch das Abo von dem bösen grünen Musikstreamingdienst habe ich viel mehr Musik gehört als die Jahre vorher. Durch ständiges Homeoffice seit März kann ich auch bei der Arbeit hören, was ich auch ausgiebig getan habe.

Weiterlesen

Der 2019-Musikrückblick

Als ich über meinen Musikkonsum nachdachte.

Zum Beginn des Herbsts fragte mich auf einer Party am Waldrand jemand, was für Musik ich so hören würde. Und mir fiel keine Antwort an. Keine gute auf jeden Fall, weil „Ich höre Chillwave-Mixes auf Youtube“ nicht wirklich eine Antwort auf so eine Frage ist. Irgendwie hatte es sich ergeben, dass aus einer Person, die religiös die Diskografie neuentdeckter Bands abhörte, um deren Werk zu verstehen, jemand geworden war, der Musik nur so nebenbei hörte.

Weiterlesen

Unknown Mortal Orchestra – Multi-Love

multiloveDas mit mir und der Musik, das ist ja nicht immer so leicht. Ich vermisse manchmal die Zeit, in der sich meine Musiksammlung auf einen Ordner mit ca. 100 mp3s beschränkte und ich dennoch immer genau wusste, was ich hören wollte. Heute steht mir fast die gesamte Musik der Welt offen und ich finde mich dennoch erstaunlich oft damit ab, dem Lüfter meines Computers zuzuhören. Das ging mir vor ein paar Wochen auf die Nerven; alleine schon deswegen, weil ich es peinlich finde, in einer Radiosendung immer nur altes und das gleiche Zeug zu spielen (jetzt spiele ich halt das gleiche neue Zeug immer und immer wieder) und so suchte ich nach neuer Musik.

Und fand Unknown Mortal Orchestra, eine neuseeländisch-amerikanische Band, die in so vielen Schubladen steckt, dass ich sie nicht alle aufzählen mag. Mal erinnert es an die popige Zeit der Smashing Pumpkins, mal klingt es entfernt nach Pink Floyd, dann wieder nach Funk. Weiterlesen

Sigur Rós – Kveikur


Das neue Album von Sigur Rós, das sehr überraschend angekündigt und noch viel überraschender auf einmal da war, klingt nach den Einstürzenden Neubauten. Zumindest am Anfang. Vielleicht haben sie ein Sample benutzt, vielleicht ist das tatsächlich eine sehr verzerrte Gitarre, aber es knattert unverkennbar nach Neubauten.

Das macht mich ein bisschen fertig. Der Gesang ist wieder hübsch abgehoben-ätherisch, die Lebensfreude, die auf Með suð I eyrum við spilum endalaust und teilweise auch noch auf Valtari zu hören war, ist verschwunden und die Musik düsterer und dichter geworden. Es dröhnt und brummt in den Intros und Outros, besonders im Opener Brennisteinn, als drohe Gefahr. Worüber gesungen wird verstehe ich immer noch nicht, das macht aber nichts. Vielleicht wird die Musik dadurch sogar ein bisschen besser.

Auch an Nine Inch Nails fühle ich mich erinnert, am Anfang von Var, dem letzten Titel der knappen 50 Minuten von Kveikur. Ob diese Gleichheiten gezielte Hommagen oder doch eher Zufälle sind, kann ich nicht beurteilen.

Dumpfes Dröhnen und glockenhelle Gesänge. Kveikur hat das Potential, zu einer neuen Lieblingsplatte heranzuwachsen. Mal sehen, ob ich es schaffe, Sigur Rós ein weiteres Mal live zu sehen, der erdrückende Bass ist sicherlich ein grandioses körperliches Erlebniss, das wohl die wenigsten Heimanlagen reproduzieren können. Kveikur ist auf jeden Fall ein Schritt in eine düstere Richtung, was mir sehr gut gefällt. Bis auf diesen Neubauten-Sound ganz am Anfang, der mich irgendwann irre machen wird.

translunar

translunar

Ich war mal auf einem Seminar, einem sogenannten „Train the trainer“, mit den Themen Antidiskriminierung und Werkzeuge gegen Rassismus. Ein Seminar, das in vielerlei Hinsicht ein ziemlich einschneidender Punkt in meinem Leben war und vieles ge- und verändert hat. Nicht nur, weil wir ziemlich intensiv mit der Thematik gearbeitet haben, sondern auch weil ich mich persönlich enorm weiterentwickelt habe, bzw. die Grundlagen für diese Weiterentwicklung gelegt wurden.
Weiterlesen

Seven Nation Army

7nationarmy

Kaum ein Lied hat mich persönlich so sehr begleitet und Lebensgefühl ausgedrückt wie Seven Nation Army der White Stripes. Da wird jetzt so manch einer die Stirn runzeln. Immerhin ist Seven Nation Army eins der Lieder, das Besoffene morgens um Vier auf der Straße grölen und das in Fußballstadien im Chor gerüplst wird. Das ist das Schlimme für mich. Seht euch mal den Text an!
And a feeling coming from my bones says ‚find a home‘…
Verdammt, so ein Text gemischt mit der einprägsamen Melodie und jugendlicher Orientierungslosigkeit irgendwo zwischen Dreadlocks, Kommunismus und Neon Genesis Evangelion, das brennt sich einfach ein. Deshalb ist es eine Schande, dass so gut wie niemand auf den Text achtet, genau wie bei Queens We Will Rock You so gut wie niemand auf das Gitarrensolo achtet.

Und dann habe ich eben durch @fudgegraphics und @MissAbsent jetzt diese wunderbare Coverversion von Nostalgia77 gehört. Und das hat mir eben das Gehirn raus geblasen. Ich wusste schon, dass es großartig ist, als noch gar keine Stimme zu hören war. Aber als diese dann einsetzte …

Hört selbst, nach dem Sprung. Weiterlesen

København Store: action, please!

Ab jetzt review ich mehr oder weniger regelmäßig CDs, die mir freundlicherweise von der Agentur labile aus Italien zur Verfügung gestellt werden. Es handelt sich wohl vor allem um Sachen aus dem Indie und Postrock-Bereich, wobei das ja auch immer viel heißen kann. Das erste Album, das ich mir vornehme, kommt von der italienischen(!) Band København Store und nennt sich „action, please!“. Merkwürdigerweise steht im Internet, dass es schon letztes Jahr 2008 rausgekommen ist, während auf dem Zettel von labile „Street Date: november 2009″ steht. Kann sein, dass es bisher nur in Italien als CD erhältlich ist.

kobenhavenstore

København Store stammt trotz ihres Namens aus Italien und besteht aus vier Leuten. Allerdings begann die Band als Duo nach einer Reise durch Skandinavien, wodurch sie auch inspiriert worden. Das erklärt auch den für eine italienische Band unüblichen Bandnamen.
„action, please!“ ist meistens ein dichter Teppich aus typischen postrock-Gitarrenklängen, vermischt mit elektronischen Sounds, teilweise auch mit Gesang.
Weiterlesen

Nine Inch Nails DVDs für lau!

nin
The Interwebs at it‘s best: The One Is On Us verschenkt einen Konzertfilm von NIN. Diese haben natürlich *keine* 400 GB an HD-Filmmaterial ins Netz gestellt, weil sie sie aus Rechtegründen nicht selbst verwerten konnten. Nine Inch Nails haben natürlich auch *nicht* die Fans aufgefordert, Konzertfilme aus dem Material zu schneiden.
Aus irgendeinem wunderlichen Grund heraus gibt es auf The One Is On Us trotzdem DVDs für lau und ein professionel abgemischtes Live-Album als torrent von der „Lights in the Sky“-Tour.
(via Spreeblick)

The Shuffle Show (II)

Irgendwie hat diese Serie den falschen Namen, denn der Zufall liegt ganz allein darin, welche CD ich als nächste ergreife und was ich genau darüber schreibe. Auf jeden Fall hat der Stapel ungehörter CDs auf meinem Schreibtisch mal wieder bedenklich gewackelt, als ich versucht habe, die neuste Folge A&S zu tippen. Ich habe meine Kiste rebootet, weil das CD-Laufwerk irgendwie nicht erkannt wurde. Jetzt habe ich die erste CD ins Laufwerk gelegt. Es funktioniert wieder.
Also: Musikhören und livebloggen, die zweite. Falls jemand eine CD will, die ich nicht gut finde, ich bin gerne bereit, sie zu verschenken.

Javies
She kissed me goodbye
Eine luxemburgische Band, die ich irgendwann mal wegen irgendeines Talentwettbewerbs interviewt habe. Viel ist nicht hängen geblieben, das Interview mit John McAsskill, das noch länger zurück liegt, ist mir in viel besserer Erinnerung.
Ein Zettel lag der gebrannten CD mit der Single She kissed me goodbye bei. Ich werde auf dem mit „Lieber Musikredakteur“ angeredet und mir wird erklärt, das Lied sei poppiger und melodiöser, enthielte dennoch den Javies-typischen „tighten“ Sound. Ausserdem sei das Lied „den Leuten zufolge“ ein richtiger Ohrwurm.
Ich finde: weichgespülter Gitarrenpop für Teenies, von einer Band, die hofft, auf Sendern gespielt zu werden, die „Hits“ spielen. Drei Minuten und 19 Sekunden verschwendeter Lebenszeit.

Die nächste CD ist von den Allella Boyz. Mir schwarnt Schreckliches!
Jeder Titel auf dieser CD hat das Wort Allella in seinem Titel. Allella Time fängt Tryo-esque an, nervt dann mit französischem Gebrabbel und schrecklichem Wiederholen des Wortes Allella.
Speed Allella klingt böser und jemand rappt auf französisch. Im Hintergrund eine Melodie, die aus einem Handy von Möchtegern-Gangtas kommen könnte. SKIP
Split Allella dann klingt sehr viel entspanner. Hier wird gesungen, aber leider auch im Background. Auch hier flüstert wieder jemand Allella Allella Allella. SKIP
Stay Allella beginnt mit Weckerklingeln und dann wieder Rap. Leider haben die selbstbetitelten „The Wooorld famous“ keine Texte in ihr Booklet geschrieben, so dass ich nur Luxembourg, reveille toi verstehe, ehe es auf italienisch/portugiesisch? weitergeht. Definitiv nicht mein Ding. EJECT
Urteil: Tryo für Arme.

Weiter geht es mit Eric Rosenfeld und seinem Album „529“.
Hui, nur Gitarre und Gesang. A thousand miles to your heart hat zwar einen schmalzigen Text, ist aber bei weitem das beste, was ich bis jetzt gehört habe. Dann setzt irgendwann E-Gitarre und Schlagzeug ein. Und der Song wird schlecht. Oder halt noch schmalziger. Schade, ich hatte mich schon gefreut. Der etwas „krumme“ Gesang macht vieles wieder wett, aber wie kann man etwas, das nach Singer/Songwriter-Melancholie klingt, so durch E-Gitarre zerstören? Ohne jetzt mal vom Text zu reden.
Pretty pretty heißt der nächste Track. Klingt auch erstmal sehr Indie, wenn es auch schneller und weniger melancholisch von statten geht. Die Stimme läßt mich an die Mountain Goats denken.
Das Lied wird poppiger, langezogene Wörter, fröhliche Stimme, SKIP.
Bus stop klingt nach Suburbs und Rummel. Ein wenig Hintergrundgesang ist hier zu hören, vor allem ein schreckliches „ooooooooooooooooohhhhhhhhhhhhhhh“. Und, ist das eine Flöte? Nein, ein nur ein merkwürdiger Synthie. (Oder so.) Dabei hatte alles so gut angefangen. SKIP.
Soundtrackklänge auch hier wieder. Will Rosenfeld uns das Leben in den luxemburgischen Vororten näher bringen? Not the one ist etwas besser als ein Vorgänger, obwohl auch hier schon wieder jemand im Hintergrund mit Rosenfeld singt. Wieso nur? Gebt dem Mann eine Gitarre und ein Mikro und ich bin zufrieden! Jetzt klingt der Gesang nach Green Day – und das ist keine gute Erinnerung!
Over and out klingt nach Weihnachtsmusik. Und die Stimme klingt nach schlechtem Pop. Will ich mir das noch länger antun? Muss ich mir das noch länger antun? EJECT!
Urteil: Wer William S. Burroughs auf seinem Backcover zitiert, der sollte auch gute Musik machen. Und das hier ist leider keine gute Musik. Mit Ausnahme der ersten Minute des erstes Liedes (oder so). Als Singer/Songwriter wäre Rosenfeld sicher nicht schlecht, als Popmusiker kann man ihn vergessen.

Ich hab keine Lust mehr. Zu viel schlechtes auf einen Haufen. Ich stell den CD-Stapel halt irgendwo hin, wo er mich nicht stört.