Als ich mich über den Frühling wunderte

Ich bin jedes Jahr aufs Neue überrascht, wie der Frühling alles verändert, mit welcher Geschwindigkeit Blüten kommen und wieder verschwinden. Möge mir die Fähigkeit, darüber zu staunen, nie vergehen.
visuelles
Als ich mich über den Frühling wunderte
Ich bin jedes Jahr aufs Neue überrascht, wie der Frühling alles verändert, mit welcher Geschwindigkeit Blüten kommen und wieder verschwinden. Möge mir die Fähigkeit, darüber zu staunen, nie vergehen.
Ich mag die Sommerabende, die nicht mehr zu heiß sind, an denen die Grillen schon etwas leiser zirpen und die sich dennoch noch so anfühlen, als wäre da ein riesiges Stück Sommer vor mir, das ich genüßlich wegknabbern kann.
Ich lache ja immer darüber, wenn ich in Wien vor einem Tor ankomme, auf dem „Schengen“ steht, weil ich ja aus dem Land komme, in dem Schengen eine Ortschaft ist. Aber in diesen Tagen ist das gar nicht so lustig.
Ich finde es ja sehr schade, dass diese Betonklötze am „Aldringer“ abgerissen werden. Ich bin damit vielleicht ziemlich alleine, aber ich mag Beton und Brutalismus. Ich weiß aber gar nicht, ob das Gebäude diesem Stil zugeordnet werden kann.
Ich mag die nicht ganz so hübschen Ecken von Luxemburg-Stadt ziemlich gerne.
Der merkwürdige Charme, der dieser Parkplatz in der Rue de Hollerich („Rotlichtviertel“ und ein wenig aus der Mode gekommenes Ausgehmeile) versprüht, zieht mich schon länger an. Heute war ich ganz zufällig in der Gegend und versuchte, die Stimmung, der abgefuckte Parkplatz, auf den die hochsommerlichen Hitze knallt, einzufangen. Und ehe ich mich anhöre wie ein schlechter Ausstellungskatalog: Nicht so gerne mag ich bleierne Müdigkeit, die sich viel zu früh wie ein dicker Mantel um mich legt, seltene und schwache Schmerzen im Kopf auslöst und jeden Willen zum längeren Bloggen abtötet.
Die Unendlichkeit der Möglichkeiten glitzerten mir an einem Donnerstagabend freudig entgegen. In einem Thè á la menthe. Das ist eine Überraschung, das ist merkwürdig, das ist nicht so, wie ich es gewohnt bin, dass die Unendlich sich mit präsentiert. Normalerweise kommt sie angeschlichen in kleinen Gedanken, die wie .zip-Dateien viel mehr Innenleben haben, als von außen zu vermuten wäre: Ich denke kurz an eine banale Kindheitserinnerung und sehe mich sogleich in einem goldglänzenden Wald an einem Sommerabend an einer Weggabelung und weiß, dass ich nur einen Weg gehen kann und alle anderen Möglichkeiten mir auf immer verwehrt bleiben werden. Die Unendlichkeit kommt auch manchmal – in letzter Zeit immer öfters – in großen Zahlen, in Bildern von Sternenhaufen und als umgedrehte Acht, als lächerliches Symbol für für das Unbegreifbare – als wäre ein ewiges Formel Eins-Rennen mit einem ewigen Flug durch das kalte und lebensfeindliche Vakuum, das wir Zuhause nennen, zu vergleichen –, daher. Sie kam in nicht endend wollenden Schachtelsätzen, die ich meinen Mund kurz vor dem Verlassen mit der Zunge gerade drehen musste, um nicht selbst den Faden zu verlieren, aber niemals glitzerte sie in Minztee. Bisher.
[Der erste Satz ist mir beim Teetrinken eingefallen, ich habe ihn dann für das Instagramfoto verwendet und mir gedacht, er könnte ja ganz gut in mein aktuelles NaNoWriMo-Projekt reinpassen. Jetzt wollte ich einfach nur diesen Satz posten und dann ist das hier passiert. Na gut, ich bin eh hintendran und kann jedes Wort gebrauchen.]
Der Schnee legt sich auf uns, begräbt uns und lässt keinen klaren Gedanken mehr durch. Er würde auch den Mobilfunkempfang lahmlegen, wenn es an diesem Ort überhaupt Mobilfunkempfang gäbe.
Was will uns der Autor mit dieser Metapher sagen?
Richtige Antwort: Der Autor hat überhaupt nichts zu sagen und will endlich etwas zu diesem Bild schreiben, das schon seit fast zwei Wochen in den Entwürfen liegt und veröffentlicht werden will.
Bessere Antwort: Der Autor hat überhaupt nichts zu sagen, weil er tot (genauso wie Barthes!) ist.
Beste Antwort: Warum steht da so oft „der Autor“ und so selten „die Autorin“ (oder gar der_die Autor_in)?
Ich erinnere mich an die Nacht, in der wir in die Unterführung gingen und tanzten und versuchten, damit die Geister zu vertreiben. Ich schrie das Universum an, was wahrscheinlich besser klingt als es ausgesehen hat. Und seit fast einem Monat versuche ich, einen Text zu diesem Bild zu formulieren, aber ich schaffe es nicht.
Hiermit gebe ich auf.
Ich weiß nicht, ob der Schnee weniger geworden ist. Vielleicht kommt auch noch mehr und wir werden diese Hütte niemals verlassen können. Das wäre auch nicht so schlimm, denn hier sind einige spannende Menschen, mit denen ich mich sicher länger unterhalten könnte. Über Träume, die walisische Nationalhymne, Wien in den 1980ern oder The Great Gatsby. Zu anderen haben ich nicht wirklich Draht, vielleicht auch, weil sie jünger sind und ganz andere Erwartungen an all dies hatten. Wir trinken wahnsinnig viel Filterkaffee, nutzen jede noch so kleine Pause zum Rauchen und irgendwann muss ich mich mitten in den Flur setzen, weil eine Katze zu mir kam und gestreichelt werden wollte.
Ich mag diese Schulungssituationen, weil sie so weit weg vom Alltag sind.
Der Schnee lässt hoffen, dass sie ewig dauern könnten.
Nach dem Nebel kam der Schnee. Der Nebel war unheimlich gewesen, so dicht und dick wie sonst nur in Sherlock Holmes-Romanen, aber ich hatte mich über ihn freuen können. So merkwürdig das auch klingt, ich hatte mich in dieser dichten Suppe aus Luftfeuchtigkeit geborgen gefühlt. Aber dann kam der Schnee und bedeckte die Hügel und Bäume und Dächer und den Hof, in dem wir in den Pausen rauchten und uns mit dem Koch unterhielten. Es war doch erst Oktober! Ich versuchte zu erklären, dass ein früher Wintereinbruch noch keinen Klimawandel macht und hoffte, Recht zu haben. Dieser Schnee war nicht der freundliche Stadtschnee, der alle Geräusche dämpft und nach zwei Tagen am Straßenrand zu grauen Eisbergen, die bis im April liegen bleiben, zusammenschmilzt. Würden wir die Sonne wiedersehen? Würde es je wieder Sommer werden? Hoffnungslosigkeit fiel vom Himmel, jede Flocke ein quasi-einzigartiges Muster.
Wenn zwei sich streiten, macht der Dritte ein Foto. Es ist grün und friedlich im Prater, das Wetter gibt wenig Anlass zum Klagen. Wir machen dennoch kaum mehr als Lesen und Rumsitzen. Ich kann mit diesen Situationen nicht umgehen. Vielleicht wäre es besser, die Leute für eine Stunde alleine zu lassen, damit sie sich aussprechen können. Das klingt wie ein Allheilmittel, ist deswegen mit Sicherheit keins. So bleibt nur: Herumsitzen, das Schweigen unangenehm finden und ein Foto machen. Ein einziges, denn dieser Moment verdient nicht mehr.