Den ganzen Tag über so schrecklich müde sein. Einer Marssonde bei der Landung „zuzusehen“. Eine Bialettikanne machen, ganz für mich alleine. Viel zu früh aufwachen und im Halbschlaf Podcasts hören. Eine Playlist nervig finden und stattdessen ein Jazzalbum auflegen. Sich selbst den Kopf kraulen.
Ich bin so motiviert, habe so viele Notizen, so viele offene Dokumente, noch viel mehr offene Tabs. Ich mache mir noch einen Kaffee, aber es will nicht fließen. Ich quäle mich durch die Wörter, lehne mich zurück, atme durch, Strecke mich, und quäle mich weiter.
Im Garten blühen die Krokusse tatsächlich. Die Sonne steht so, als wäre es bereits Frühling und scheint auf den Hof. Es ist nicht wirklich warm, aber es fühlt sich so an. Man kann eine Bank in den Betonhof setzen und sich drauf und die Sonne scheint einem*einer ins Gesicht, wie eine sanfte behandschuhte Hand, die über das eigene Gesicht streichelt. Drei Menschen sind im Hof und halten ihren Kaffee in der Hand. Sie warten auf den Frühling, der langsam seine Flügel ausbreitet wie ein kokonnasser Schmetterling nach dem Schlüpfen.
Manche Tage sind so lang, so voller Gespräche und Sitzungen und Recherche, dass am Ende nichts mehr übrig bleibt, wenn ich auch noch eine Dreiviertelstunde virtuelles Herumlaufen reinquetschen will.
Das Frühstück ist nett, das Abendessen ist nett, mein Mittagssnack ist auch ganz in Ordnung. Der Tag plätschert vor sich hin, ich sehe mir diese Krimiserie an, von der alle geredet haben und finde es nach ein paar Folgen tatsächlich spannend.
Es ist bitterkalt, aber es regnet nicht mehr. Es ist hell, die Sonne scheint. Im Nachbarhaus bohrt jemand. Es fängt in dem Moment an, in dem ich mich ausstrecke und mich in Position bringen will, um weiterzuschlummern. Es bringt alles nichts, ich muss aufstehen.
Ich vermisse die zwei Tage, die ich Urlaub nannte, in dieser Wohnung, die nicht deine war, am Rande des Parks. Ich möchte den Schlafsack wieder ausrollen, sobald ich daran denke, obwohl ich ganz genau weiß, was mich dort zu diesen Tagen erwartet. Ich vermisse die Stimmung, ich vermisse das Gefühl, alle Zeit der Welt füreinander zu haben. In einem unbekannten Bett einschlafen. In einem anderen schlafengehen. Ich kann diese zwei Tage, wenn es überhaupt so lange war, immer noch romantisieren. Ich erinnere mich noch an die Pizza, die wir bestellten, an das Rauchen, an das T-Shirt, das ich bei dort vergaß und in dem du ein Foto machtest.
Als ich die Rollläden hochziehe, erkenne ich nicht ganz, ob alles zugeschneit ist oder ob es nur heller ist, weil die Sonne scheint. Die Sonne scheint, und trotzdem ist es so unglaublich kalt, dass ich mich ständig blinzelnd zu unserem Zentralgestirn wenden muss, um es überhaupt auszuhalten. Ich mache einen Spaziergang über eine Autobrücke, als wäre das ein Hobby. Der Wind ist kalt, ich sehe nichts durch meine beschlagene Brille und außerdem habe ich Hunger.
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