Schlagwort: Brunnen
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Das Jubiläum
Als es wirklich der Tag war und ich es fast vergessen hätte. Als ich die Tür öffne, regnet es schon wieder. Gerade eben hatte ich noch in der Sonne gesessen, oder zumindest in dem Schatten neben der Sonne. Nun schüttete es auf den Beton, laut und nass (wie das Regen eben so an sich hat,…
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Kein Raum
Als ich den Pfirsich ganz schlucken wollte. „Warum ist alles so schwer?“ Ich seufze. Und seufze nochmal. Und wenn es mir nicht schon selbst peinlich wäre, ich seufzte auch noch ein drittes Mal. Ich wüsste so gerne, warum ich alles so schwierig finde, warum mir jeder Atemzug so viel Kraft abverlangt, warum sich alles in…
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Die Brandung
Als ein Monat und zehn Jahre vergangen waren. Jetzt dauert es bereits ungefähr einen Monat. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen will, denn ich merke es ja doch nur, wenn ich alleine bin, wenn ich darüber nachdenke, wenn ich meine Gedanken nicht auf anderes lenke. Ich komme mir immer noch unglaublich lächerlich vor damit,…
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Die Sedimentation
Als ich meine Verortung in Frage stellte. Ich möchte mich beschweren. Jetzt bin ich nicht mehr müde, weil Winter und Dunkelheit ist, sondern weil Sommer ist. Eigentlich möchte ich meine Zirbeldrüse umarmen und ihr zuflüstern, dass alles in Ordnung ist. Aber ich spüre nur das Blei, das sich in meinem Körper verteilt.
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Der Apfelwodka
Als ich mich beim Bloggen streamte. Das ist alles überhaupt nicht verwirrend. „Wer kommt überhaupt auf so eine Idee?“, fragt die Person, die ich einst Ruth nannte. „Ich“, antworte ich, „weil es nie genug Möglichkeiten gibt, sich vor der ganzen Welt (okay, es schauen vielleicht zwei Leute zu und die Kamera-Einstellung ist sowieso nicht sehr…
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Der Pfirsich
Als ich an den See denken musste. Ausgerechnet ein Pfirsich.Ich denke das nicht laut, aber das macht für die Person, die ich einst Ruth nannte, ja keinen Unterschied. Sie hört alles, was ich denke, sie kennt mich in- und auswendig, ich kann mich vor ihr nicht verstecken. Vielleicht will ich das auch nicht.
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Nur die Wirklichkeit
Als ich in Weltuntergangsstimmung war. Meine Gedanken rasen. Ich versuche, eine gute Replik auf jene Worte zu finden, die die Person, die ich einst Ruth nannte, mir eben entgegengeschleudert hat. Ihre Stimme war ruhig, beinahe sanft, aber jede Silbe fühlte sich an wie ein Tennisball, der mit voller Wucht geschlagen den falschen Weg findet und…
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Antworten und Fragen
Als der Tee bitter wurde. „Das klingt viel zu einfach. Es muss doch komplizierter sein!“Meine Stimme klingt erregter, als ich möchte dass sie klingt. Ich war immer schon schlecht darin, meine Gefühle zu verstecken, mir ist immer alles ins Gesicht geschrieben. Was ironisch ist, denn im Alter von zehn Jahren hatte ich eine mysteriöse Krankheit,…
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Die Überrumpelung
Als die Person, die ich einst Ruth nannte, mir Tee anbot. „Möchtest du Tee?“Die Person, die ich einst Ruth nannte, sitzt auf einem sterilen Designermöbel. Sitzen ist das falsche Wort. „Lümmeln“ wäre vermutlich angebrachter. Diese Betrachtung hält mich davon ab, mich zu wundern. Der Porzellanladen, er ist verschwunden. Oder vielmehr: Wir sind aus dem Porzellanladen…
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Die Zufallsbegegnung
Als die Entfernungen größer wurden. Ich mache einen Schritt. Und noch einen. Langsam, mit Bedacht, vorsichtig, um nicht versehentlich auf eins der zerbrechlichen Gefäße zu treten, die ich vor wenigen Minuten noch zertrümmern wollte. Ich gehe auf die Person zu, die ich einst Ruth nannte. Genauer: Auf ihr wortwörtlich strahlendes Antlitz, zu den gleißenden Augen,…
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Was du willst.
Als ich viele banale Dinge tat. Immer noch starren die Person, die ich einst Ruth nannte und ich uns an. Ich sehe ihr Gesicht mittlerweile wieder, aber es ist viel zu hell, strahlend, als hätte sie keine Löcher als Pupillen, sondern kleine Neutronensterne, die mich verblenden. Ich bin wieder nicht im Stande, von ihnen abzusehen.…
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Der Betrug
Als ich über alle möglichen Wirklichkeiten nachdachte Ich habe das Gefühl, der Raum müsste sich bald wieder verändern, ich und die Person, die ich einst Ruth nannte, wir, wenn ich es denn wagen kann, von einem „wir“ zu sprechen, müssten jeden Moment wieder woanders stehen. Zurück in der Betonkathedrale oder dem Maschinenraum oder was ich…