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Graffiti Research Lab

grl-teaser

Am vergangenen Donnerstag habe ich mir zusammen mit meinem Kumpel und Fotographen Jean-Marc das erste Laser-Tagging in Luxemburg vom Graffiti Research Lab angesehen. Und das war ziemlich cool. Das ganze war vorm nationalen Geschichtsmuseum, was nicht sehr weit von Radio ARA entfernt ist (OK, in Luxemburg ist nie etwas „sehr weit weg“ von irgendetwas, aber das Radio ist sehr nahe) und war so cool, dass ich mir kurzerhand Mikrofon und Aufnahmegerät schnappen ging und einen der Hacker von hackerspace.lu interviewt habe.

Hier das Interview:
[audio:http://www.graffiti.lu/audio/Crumble/2009/GRL.mp3]
Download als mp3

Bewegtbilder gibt es bei Eveant (für des Luxemburgischen nicht mächtigen auch mit englischen Untertiteln), Fotos von Jean-Marc nach dem Klick
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Meeresbiologie

Ich stand vor diesem Meeresbiologen und fragte mich, während er mich herzlich, fast schon zu freundlich begrüßte, was ich hier eigentlich tat. Aus einer Bierlaune heraus hatte ich beschlossen, doch mal einen Meeresbiologen zu interviewen.
Das Bier vom Vortag war mir auch noch sehr präsent, als ich umständlich in meiner Tasche nach Mikrofon, Ständer und Aufnahmegerät fischte und jedes Teil umständlich aus den Schutzhüllen fummelte. Ich spürte eine Schwere in all meinen Gliedern, während mein Magen sich anfühlte, als würde das Bier der Vornacht dort die Oktoberrevolution nachspielen.

Schweinswale

Der Mann gegenüber von mir war sichtlich ausgeruhter als ich. Sein Händedruck war fest, seine Augen klar, während ich mich nur darüber freuen konnte, dass ich nicht zu Kopfschmerzen neigte.

„Herr Schwein…“, wollte ich beginnen, als er mich schon unterbrach:
„Es heißt Professor Schweint.“

Seine Stimme klang belehrend, aber nicht wütend. Mir wurde noch mal klarer, dass ich überhaupt nicht wusste, wieso ich nach einigen Bieren beschlossen hatte, heute einen Walforscher mit einem Mikrofon zu traktieren. Vor allen Dingen hatte ich keine Ahnung, was ich den guten Professor Schweint fragen sollte. Die Nacht war mehr als nebulös – ein Wunder schon, dass ich jetzt überhaupt hier saß und mich – mit Mühe und Not zwar, aber immerhin – gerade halten konnte.

„Professor Schweint, sie sind also Walforscher. Können sie unseren Hörern etwas über die Situation der Wale erzählen?“
„Ich beschäftige mich hauptsächlich mit Schweinswalen, davon soll es in deutschen Gewässern mehr als 6000 geben, 600 allein hier in Mecklenburg-Vorpommern.“

Ich musste grinsen ob der Namensgleichheit von Professor Schweint und seinen Forschungstieren, konzentrierte mich dann aber wieder auf die nächste Frage:
„Gibt es auch noch andere Wale in Deutschland? So Killerwale oder sowas?“

An seinem Blick sah ich, dass er „Free Willy“ nicht so toll gefunden hatte. Trotzdem war seine Antwort ruhig, vielleicht ein Hauch von Gereiztheit in der Stimme:

„Im Sommer war vor der Küste Mecklenburg-Vorpommerns ein ungleich größerer Buckelwal aufgetaucht. Das war für uns alle ein sehr interessanter und schöner Moment, dieses Tier zu untersuchen!“

Er kramte in seinen Unterlagen und zeigte mir ein Bild auf dem ziemlich viel rotes Fleisch oder Gewebe zu sehen war. Ich weiß bis heute nicht, was es genau war. Wahrscheinlich hatten sie dem armen Tier einen Kamera in den Anus geschoben.

In meinem Magen war gerade der Zar enthauptet worden.

Ich rülpste eine Entschuldigung, griff nach Mikro und Aufnahmegerät und stürzte aus Schweints Büro, Richtung Klo.
Das Gebäude verließ ich schnellen Schrittes mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze.

Über Wale habe ich nie wieder etwas gemacht.
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Hallo Tageblattleser!

Ich war schon ein wenig erschreckt, als ich erfuhr, dass der Artikel (Er ist noch nicht online, ich verlinke ihn, sobald es soweit ist, vorerst müsst ihr mit dem gratis Epaper vorlieb nehmen.) über mich und mein Blog hier heute erscheinen soll. Wieso? Weil Janina Strötgen, die Kulturredakteurin, die mich interviewt hat, eigentlich mit mir abgesprochen hatte, dass ich den Text zuerst nochmal lesen könnte, ehe er in den Druck kommt. Eigentlich war das, weil Zitate von meinem Blog verwendet werden sollte und ich nicht wollte, dass Dinge, die in einem bestimmten Kontext im Netz stehen, nicht aus diesem Kontext herausgerissen neben meinem Foto in der Zeitung erscheinen. Ich finde das legitim, viele Leute verfahren nach dem Modus des „autorisierten Interviews«. Ich wollte das eigentlich nur für die Zitate so, aber hätte ich nur darauf bestanden! (Na ja, habe ich ja. Wurde mir ja auch zugesichert. Aber Journalistenversprechen Kulturrdakteurinnenversprechen bedeuten anscheinend rein gar nichts.)

Na ja, das erste was mir aufgefallen ist, hätte ich damit wohl auch nicht verhindern können. Auf der Titelseite ist neben meinem Foto, auf dem ich nur halb zu sehen bin, weil ein Laptop, das in dieser Größe wie ein Druckfehler wirkt, den Rest meines Gesichtes verdeckt, mein Name als Adamis abgedruckt. Gut, auf den meisten Tastaturen ist das »i« nicht unbedingt sehr nahe am »s«, aber sowas kann ja schon mal passieren.

Zum Glück wurde mein Name sonst immer richtig geschrieben, sogar das Trema auf dem e ist immer vorhanden. Das Laptop wirkt immer noch wie ein Druckfehler, aber hey, das ist schließlich die Kulturseite, da müssen die Leute ja mitdenken. Ich bin auch nicht einer der ersten Blogger Luxemburgs, sondern der erste Blogger Luxemburgs. Es sei denn, es gibt irgendwo einen Luxemburger, der schon länger bloggt. Hat aber noch niemand gefunden.

Ich mag das Books&Beans, aber es ist alleine schon deshalb nicht mein Lieblingscafé, weil es nur bis Achtzehn Uhr auf hat. Hab ich überhaupt ein Lieblingscafé? Klingt ein wenig wie im Poesiealbum, à la »Lieblingsfarbe, Lieblingsbuch, Lieblingstier?«. Das Laptop ist auch nicht meins, sondern war ausgeliehen, um in Marseille Angscht a Schrecken zu Lëtzebuerg produzieren zu können. Wer mir es geliehen hat, kann sich der geneigte Leser ja denken. (Tipp: Es erscheint regelmäßig Werbung im Kulturteil des Tageblatts für die Muttergesellschaft!) Ich hab das Laptop auch eigentlich nur wegen der Fotografin ausgepackt, weil die unbedingt ein Foto damit machen wollte. Ich habe leider zu spät gemerkt, dass wir in der Kinderecke des B&Bs saßen, in dem die Harry Potter-Bücher stehen.

Für mich ist »der« Blog das geeignete Medium für überhaupt nichts. »Den« Blog gibt es nämlich nicht. DAS Blog. Von DAS Weblog. Von DAS Logbuch. Ich bin ja der Meinung, dass „der Blog« von Leuten kommt, die glauben, das sein nur eine »coole« Schreibweise von »Block«.

Das Interview ist zum größten Teil konstruiert aus einzeln Satzfragmenten, die ich fast alle so gesagt habe, jedoch oft genug aus dem Kontext gerissen wurden und teilweise unverständlich sind. Drei Fragen des »Interviews«, das in Wahrheit eher ein Gespräch war und in dem ich relativ viel geschwaffelt habe, in der Hoffnung, viel brauchbares zu sagen und die Dinge so gut wie möglich zu erklären, drehen sich um einen Satz, der so nie im Blog stand und jetzt auch nicht mehr im Blog steht.
Gut, meine Schuld, ich hab ihn kurz nach dem Interview entfernt, weil er nicht furchtbar wichtig war, mit Zwanzig dann doch ein wenig peinlich wirkte und vor allem, weil ich mir eine neue Vorstellungsseite gebastelt habe. Der betreffende Satz ist übrigens falsch zitiert und stand so nie im Blog. Und jetzt halt nicht mehr.

Die virtuell/real-Diskussion hatten wir auch kurz, und da habe ich länger und bessere Sätze als die kleinen Häppchen, die uns Frau Strötgen da serviert, von mir gegeben. Ich finde das noch immer langweilig, und all meine guten Beispiele (zB. Die Suche nach der Maus) schafften es natürlich nicht ins Tageblatt.

Ich habs nicht so mit Zahlen, aber ich habe sicherlich nicht gesagt, dass es nur zehn, 15 aktive luxemburgische Blogs gibt. Wenn, dann habe ich »ganz aktiv« gesagt und damit gemeint, dass die sehr oft posten und es einen Longtail gibt, der nicht jeden Tag gegen das Tageblatt anstinkt. Ich habe aber ganz sicher nicht gesagt, dass man bei twitter nur 150 Zeichen benutzen darf. Man darf nur 140 Zeichen benutzen. Es ist auch ein Problem, wenn ich heute in der Zeitung mit »letzte Woche war in Berlin eine twitterlesung« stehe, wenn diese eigentlich vor 3 Wochen war.

Dann kommt der Hammer. »Über was sollst du mit mir reden«, schiebt sich Frau Strötgen dann selbst in den Mund. Ich hatte ja eigentlich gewittert: Werde gerade interviewt und versuche provokative Aussagen zu finden. Hat jemand Ideen? Die Antworten darauf waren diese drei tweets. Letzteren hätte ich als Titel des Artikels genommen, nicht mein billiges Zitat aus einem Artikel der Zeit, den ja niemand verstehen kann, der nicht schon twitter kennt.

Der Rest des Interviews ist eigentlich ganz OK. Aber ich fühle mich nicht wohl, wenn Zeitungen ohne das irgendwie angeben zu müssen, sich halbfiktive Interviews zusammenreimen dürfen. Weiß jemand, ob es in Luxemburg das Recht gibt, Gegendarstellungen einzufordern? ;-)
Für alle die Tageblattleser, die es bis hierhin geschafft haben, vielleicht einige Perlen hier im Blog: Im Allgemeinen der Podcast Angscht a Schrecken zu Lëtzebuerg, die Ina-Geschichte, und alles, was ich über Tageblatt gebloggt habe. Xanga finde ich übrigens keinen guten Blogdienst, benutzt lieber wordpress.com. Eine Webseite der Jeunes Mélancoliques gibt es natürlich auch.

Edit[0808131058] Der Artikel ist jetzt online, habe ihn verlinkt. Ganz dem Credo der alten Medien verlinkt das Tageblatt mich natürlich nicht. Ist ja auch lästig, so Hyperlinks. Was ich vorhin vergessen habe: Seht euch doch in der Epaper-Version die Werbung des Weltverband der Zeitungen an. »Wir haben für sie recherchiert. Sie brauchen nur noch umzublättern.« Selten so gelacht.

Edit[0808132100] Um dann noch einmal Öl ins Feuer zu gießen: Man vergleiche kurz die Inhalte der blauen Infobox in der epaper/Printversion mit dem Wikipediaartikel zu Blogs. Dadurch wird »Wir haben für sie recherchiert. Sie brauchen nur noch umzublättern.« gleich noch einmal lustiger. Darüber muss man nicht diskutieren, Wikipedia ist ja schon ne gute Quelle.

Interview mit Blixa Bargeld

Ich weiß nicht, ob Interview mit Herrn Bargeld selten sind, aber da ich bisher noch nie eins gelesen habe, scheint mir dies so. Allerdings habe ich auch noch nicht wirklich danach gesucht. Auf jeden Fall hat die Zeit, die Zeitung mit dem Format, das man sich erstmal trauen muss für das allein sie von mir Bewunderung erhält, ein solches „Interview“ für uns parat.
Verformte Zeit nennt sich das und ist mehr ein Protokoll dessen, was Blixa erzählt als ein klassisches Interview mit Fragen und Antworten.
Sehr lesenswert trotzdem.