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Ann Leckie – Ancillary Mercy

Ancillary Mercy Als ich Ancillary Justice kaufte, dachte ich wenig darüber nach. Das eBook war für den deutschen Sprachraum recht billig, ich brauchte neuen Lesestoff und das Buch hatte gerade einen Hugo gewonnen und war von einer Frau. Ich habe das Buch vorbestellt, weil es dafür die ersten drei Kapitel von der Autorin gab. Wenn ich englischsprachige ebooks kaufen will, ist das meistens so ein wenig ein Krampf, um einen Shop zu finden, der einigermaßen günstig ist und nicht irgendwelchen merkwürdigen IP-Sperren hat, um Leuten außerhalb der USA ihre Bücher nicht zu verkaufen. Google play ist da oft eine gute Anlaufstelle, aber das mit dem Vorbestellen hat nicht so ganz geklappt. Oder eher: Das mit dem Ausliefern nicht. Der große Tag war da, aber das Buch war nirgendwo zu sehen. Ich schrieb dem Support und bekam – statt dem Buch – mein Geld zurück. Kobo konnte ich dann doch noch überlisten, indem ich zuerst auf kobo.at ging. Ich habe aufgegeben, das verstehen zu wollen. Immerhin hatte ich jetzt das Buch und konnte mit dem Lesen anfangen (unnötig zu erwähnen, dass ich die ersten drei Kapitel, die ich vorab bekommen hatte, noch nicht gelesen hatte).

Das zumindest von mir lang erwartete Ende der „Imperial Radch“-Trilogie hat auf jeden Fall nicht enttäuscht. Während „Justice“ einen tiefen Einblick in die Gedankenwelt des ehemaligen Raumschiffes Breq gewährte, zeigte „Sword“ eine einzige teezüchtende Welt des weiten Radch Imperiums. „Mercy“ ist anders: Schneller, düsterer, verzweifelter und überraschenderweise auch lustiger [kleinere Spoiler ahead]. Weiterlesen

Ann Leckie – Ancillary Justice

Leckie_AncillaryJustice_TP-692x1024Ann Leckie hat mit „Ancillary Justice“ mehere Sci-Fi Buchpreise gewonnen, unter anderem den Sci-Fi Buchpreis, den Hugo Award. Ich habe davon nichts mitbekommen, bis femgeeks darüber bloggte. Ich brauchte nach der „A Song of Fire and Ice“-Serie und ein paar Lovecraft-Kurzgeschichten (ich werde versuchen, darüber zu bloggen, um meinem Vorsatz vom Jänner treu zu bleiben), mit denen ich mich den Sommer über unterhalten habe, sowieso wieder Lesestoff. Bei kobo kostete das eBook 6,50 Euro. Das ist ein fairer Preis, auch wenn eins vor dem Lesen das DRM wegtun muss, weil das sonst ja nur in die Quere kommen würde. Schöne neue Welt des digitalen Lesens: Ich sehe irgendwo ein Buch, das ich haben will, kann es sofort kaufen und auf meinen eReader schubsen, ohne auf ein Paket warten oder mir ein schlechtes Gewissen über alle Menschen, die das Buch vor mir in der Hand hielten, machen zu müssen.

Ancillary Justice spielt irgendwann in einer sehr fernen Zukunft. Die Menschheit hat viele Systeme kolonisiert, an die Erde kann sich keine_r mehr erinnern. Das Radch-Imperium hat tausende Jahre damit verbracht, andere Planeten zu annektieren, um diesen die „Zivilisation“ zu bringen. Die Protagonistin ist für einige dieser Annektionen mitverantwortlich, sie ist nämlich ein Schlachtschiff der Radch. Oder besser gesagt: die AI eines Schlachtschiffes, die neben ihrem Raumschiff-Körper auch noch viele Ancillaries, mit kybernetischen Implantaten aufgerüstete menschlische Körper steuert, die teilweise die Besatzung des Schiffes stellen. Der Roman ist aus ihrer Perspektive geschrieben, was sie gleichzeitig zu einer nahezu allwissenden Erzählerin und meheren „einzelnen“ Figuren macht. (Kleinere Spoiler nach dem Klick.) Weiterlesen

das letzte Stück

Das letzte Stück Schokolade im Universum.

Oder eher: das letzte Stück „echte“ Schokolade im Universum.
Er wollte gar nicht drüber nachdenken, wie Jasmin in den Besitz dieser Kostbarkeit gekommen war. Sie trieb öfters wertvolle Sachen auf, aber das letzte Stück Schokolade, das aus richtigen Kakaobohnen von der Erde gewonnen worden war, war einer der Höhepunkte ihrer Sammlung.
Und gerade jetzt wollte sie es mit ihm teilen.

Die künstliche Gravitation hatten sie ausgeschaltet, um Energie zu sparen. Sie schwebte zu ihm, strahlte ihn mit ihren dunklen Augen an und reichte ihm das Stück, das sie sorgsam abgebrochen hatte. Trotzdem stand ein kleiner Vorsprung aus dem Stück heraus, der Boden der Kammer, die sie in ihrem Mund versinken ließ. Er biss das Stück ab. Nur Schokolade.

Mild. Zartschmelzend. Er hatte die Begriffe gehört, aber nie wirklich etwas mit ihnen anfangen können. Jetzt wusste er, was gemeint war. Die Schokolade war leicht nussig, was die Füllung erahnen ließ. „Mousse auf Chocolat Noisettes“ hatte Jasmin gesagt und dabei gelächelt wie eine der Grinsekatzen von Aldeberan 8.

Das eigentliche Stück lag noch vor ihm. Sie schwebte, offenbar bereits entzückt von dem Geschmack durch das Schiff und hatte die Augen geschlossen. Er biss in die Mitte der gefüllten Kammer. Die Mousse quoll nicht raus, wie er es erwartet hatte, sondern blieb relativ fest. Er zerteilte das Stück in seinem Mund nochmal, nochmal, schmeckte die Mousse, die Schokolade, verstand nun, warum Jasmin die Augen geschlossen hatte. Er versuchte so viel wie möglich von dem Geschmack zu behalten, was ihm nicht gelang, viel zu schnell war das Teilstück zerteilt und seine Kehle runter gerutscht. Ein Nusssplitter bohrte sich sanft in seine Zunge, wie zum Abschied.

Er spürte, wie die zweite Hälfte zwischen seinen Fingern weich wurde. Zu lange konnte er nicht warten. Er öffnete den Mund. Diesmal würde er nicht kauen, er würde den Moment genießen, ihn auffangen für die Ewigkeit – oder zumindest so lange, wie er leben würde. Das letzte Stück Schokolade des Universums. In seinem Mund.

Wieder öffnete er den Mund, ließ das Stück auf seiner Zunge schmelzen. Diesmal funktionierte es. Der harte Kern, auf seiner Zunge wie die Außenhülle eines Raumschiffs, das in eine Sonne flog. Die Mousse, im Geschmack intensiv, aber nicht zu süß. Er versuchte die Masse auf seiner Zunge, am besten in seinem ganzen Mund zu verteilen, um alles zu schmecken, um zu verstehen, was er da im Mund hatte. Die Nusssplitter wie Asteroidenschauer auf seiner Zunge.

Der Moment dauerte viel zu kurz. Die Masse war schon verschwunden, in seinem Mund noch der Geschmack. Er würde ihn nicht vergessen, aber er würde ihn so auch nie wieder schmecken. Er wagte es kaum, Luft zu holen oder seinen Speichel zu schlucken.

Und dann verstand er, dass um ihn herum nur der kalte Weltraum war.

photo cc by Alex Garcia

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photo cc by Alex Barth

Kopfschmerzen.
Die Tür der Bahn schloss sich hinter Greg. Er lächelte innerlich darüber, dass die „Untergrundbahn“ auf dieser Strecke in Wirklichkeit über den Dächern der niedrigen Althäuser fuhr. „2 Stationen, dann umsteigen“, projizierte ihm sein Retinadisplay auf die Netzhaut. Noch hatte sich sein Körper nicht auf den Takt der Stadt eingestellt. Alles hier schien fremd, in ungewohnter Geschwindigkeit. Obwohl die städtischen Taktgeber ständig Signale abgaben, würde er mindestens noch einen halben Tag brauchen, um sich wieder intuitiv durch die Transportsysteme zu bewegen. Sein Herzschlag war noch zu schnell, seine Atmung zu langsam.
Ob die ständig geringer werdende Asynchronität jemandem auffallen würde?

Er selbst hatte schon Menschen beobachtet, die tagelang den Synchronisationsschock in einer fremden Stadt nicht verkraftet hatten. Schlechte Hardware und möglicherweise Restalkohol im Blut ließen diese traurigen Gestalten ihre Antennen ständig neu ausrichtend durch dunkle Gassen torkeln, ohne je den Puls der Stadt zu fühlen. Er wusste, dass die Baummenschen, die Hunderte von Jahren in den Wäldern lebten und sie pflegten, in der Stadt kaum zu Recht kamen, vor allem nicht in den schnellen Städten Südostasiens. Zu sehr waren sie an ihre hölzernen Gefährten gewohnt, deren Lebensrhythmus sie imitierten, um sie versorgen zu können. Er erinnerte sich an einen grünhäutigen, bärtigen Mann, der unglaublich klare und wohl formulierte Worte gesprochen hatte, es aber nie geschafft hatte, auch sich auch nur ansatzweise dem Stadtpuls zu nähern.

Verwirrt starrte er auf die graue Stadt, die an ihm vorbei zog. Klare Gedanken fassen war schwer, vor allem in seinem Zustand. Die Müdigkeit noch im Endoskelett, Giftstoffe abbauend – und als wäre das noch nicht genug kam auch noch dazu, dass er bewusst darauf achten musste, rechtzeitig aus zu steigen und die richtigen Wege zu gehen.

Er fasste sich an den Kopf. Als ob das die Kopfschmerzen irgendwie lindern würde. Seine linke Hand glitt währenddessen in seine Hosentasche. Bis auf einen Fetzen Papier, der wohl mit gewaschen worden war, war sie leer. Außerdem hatte sie ein Loch. Genau wie seine Unterhose, wie er peinlich bemerkte, als sein Finger seinen Hoden berührte.

Der pochende Schmerz hinter seiner Stirn schien langsam den Takt der Stadt anzunehmen, als er, so gerade nicht stolpernd auf den Bahnsteig ins Freie stieg.

Watchtower (IV)

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Lange ist es her, dass ich einen Beitrag in der Watchtowerserie veröffentlicht habe. Schön, dass sich jetzt dank sterbender Harddisk alle Blogbeiträge, hinter die ich ein Sternchen gesetzt habe, verschwunden sind. Aber jeder Neuanfang birgt auch Chancen. Ich mag es, frische Betriebssysteme mit meinen Erkenntnissen aus früheren Desastern neu zu bestücken und nur Software zu installieren, die ich wirklich brauche. Was Blödsinn ist, denn schon bald wird meine Festplatte wieder zugemüllt sein mit Entwicklerversionen von Firefox oder modifizierten Chromeversionen, die keine Daten an Google übermitteln.

Obwohl es eigentlich schon fast unmöglich war, es zu übersehen, möchte ich das wunderbare Blog Fancy Fast Food dennoch verlinken. Weil ich es subversiv finde. Nicht immer unmöglich: Science Fiction. Über die Physik des Unmöglichen schreibt Michio Kaku, Luxemburgern bestens bekannt aus ihrem ersten oder zweiten Englischbuch.

Über das Blog I heart digital life habe ich heute zwei interessante Links gefunden, einmal Wie vermeide ich es, rassistische Artikel (für die Wikipedia) zu schreiben, über den man sicherlich diskutieren und nachdenken kann und sollte, und Hacking the spaces über Hackerspaces und ihre Rolle im Kapitalismus beziehungsweise der Gegenkultur.
Wer könnte sinnbildlicher für den Kapitalismus stehen als Mickey Mouse? Wie Disneyland in einer dystopischen Steampunkrealität aussehen würde, kann man hier bei boing boing offworld sehen.

Ich habe gestern neue Schuhe bekommen und habe mir blöderweise die Achillesferse (oder so) aufgeschrubbt, weil ich der Meinung war, es wäre eine super Idee, ohne Socken den Initiallauf zu absolvieren. Dumme Idee. Da gefällt mir dieses Paar, mit dem man einen MIDI-Controller kontrollieren kann, doch schon viel besser. Passend dazu: Kokosnuss-Kopfhörer!

Als letztes dann noch ein Link für Liebhaber der Typografie: Ein Schriftartenerkenner.

Photo cc by Rutger Blom

Befindlichkeit (Drang)

befindlichkeit-kabel

Der Drang zu Schreiben überfällt dich bei dem Anblick des trostlosen Bahnhofs.
Eine Welt in Grautönen.
Pützen, Asphalt und Stahlbäume an denen die Früchte der Angst wachsen.
Wachsende Überwachung für wachsende Angst.
Darüber Kabelgewirr, dass diese Welt zusammenhält, dicke Nervenbündel, damit es stets hell für „Gottes“ Auge ist.
Beruhigend nur, dass es keine Verschwörung gibt.
Aber: Schreiben wollen? Gerade jetzt? Es könnte so schön sein, alles könnte mit Ruhe und Ungemütlichkeit über die Bühne, die die Welt bedeutet, gehen. Vielleicht ist es auch mehr: Schreiben müssen.
Mit dem Hochdruckreiniger ins Ohr, den ganzen Schmutz und Dreck und Schleim und Schmalz, gelb, orange und blutig aus dem Gehirn pusten, auf dass er durch die Luft fliegt und auf der Straße landet, die sogleich in Flammen aufgeht und zu einem blutigen Teersee schmilzt, in dem kleine süße Exkremente mit Kulleraugen schwimmen.

Die Vegetationszeit ist eigentlich nur sehr kurz. Ich habe trotzdem immer noch Hoffnung, denn Totgesagte sterben zu letzt.
Die Chlorophyllmenschen des bizarren Planeten Endoplasmaretikulum haben ihre Invasion begonnen, und nur eine Gruppe kann die Erde retten: zwei Nerds, eine Whiskyflasche und ein gut gesinntes Weichtier aus outer space, das in einem alten Satelliten wohnt.

Schwärze zieht auf, ein Augenfleck verdeckt die Sonne.
Was ist die Befindlichkeit des Landes?

(Photo cc by megat)

Raumschiffe. Raumschiffe haben weibliche Gestalt. Immer. Wie sähe wohl ein Raumschiff mit S. Wesen aus … hmmmm …
-Tranwarpantrieb
-Quantentorpedos
Das Aussehen, bei Schiffen das Design spielt ein grosse Rolle. Ich würde sagen, eine Mischung aus Enterprise-E, der Defiant, der Andromeda und ein Hauch von Borg. So in ungefähr würde die USS S. aussehen … *g* Hmm. Was könnte ich noch erzählen. Dass ich sie liebe? Dass ich keine Miesmuscheln mag? Ich glaube, es ist an der Zeit, eine About-me-Seite zu machen, oder ?